Ausstellung

Anuschka Blommers / Niels Schumm, 1998, Aus der Serie »Class of 1998«, Courtesy Torch Gallery, Amsterdam
Textauszug
»Die Jugend von heute«Die Besucher der Frankfurter Ausstellung tut gut daran, das ganze hoch gestochene und leer tönende Brimborium von der »Jugend von heute« zu vergessen und sich allein auf die Werke zu konzentrieren. Sollte er sich zum Thema informieren wollen, greife er besser zur einschlägigen soziologischen Literatur. Fern von jedem Systematisierungswahn kann er in der Ausstellung schöne Entdeckungen machen, um so mehr hier Werke einer Reihe von Künstlerinnen und Künstlern versammelt sind, die in dieser Schau ihren ersten Museumsauftritt haben.
Auch die Mädchen der »Class of 1998« (1998), Fotoporträts von Anuschka Blommers und Nils Schumm, sind geschminkt und frisiert wie erwachsene Frauen, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass es sich bei ihnen eigentlich noch um Kinder handelt. Auch in der gekonnten Malerei von Joe Andoe, »Girl with Remote« (2004) und Alex Tennigkeit »You look good in that Gucci bikini« (2004) oder in den flüssigen Zeichnungen von Marlene McCarty wiederholt sich diese Perspektive. Der blutsaugerische Blick auf den jungen Körper bleibt nicht auf das junge Mädchen beschränkt. Er schließt wie in den Werken von Ryan McGinley, Collier Schorr und Anthony Goicolea den Heranwachsenden und den jungen Mann durchaus mit ein. Der Traum vom jungen, schönen Körper ist ein doppelter, einer des Subjekts und des Objekts. Es geht darum, ihn selbst zu haben oder als Körper des anderen zu besitzen. Beides hat die Fantasien des Menschen zu allen Zeiten erregt, aber vielleicht noch nie so nachhaltig wie heute. Als Objekt-Traum erzählt er in jedem Fall weniger von der Jugend von heute als von denen, die auf sie blicken.