Interview

Jürgen Wesseler

Textauszug

Jürgen Wesseler
Sind wieder mal die Lehrer an allem Schuld?

Ich habe den Eindruck, daß in der Nachfolge der 68er Bewegung, die als Kulturrevolution begonnen hat, eine ungeheure Dogmatisierung eingesetzt hat. Sie führte dazu, daß zum einen Kunst und kulturelle Äußerungen für überflüssig gehalten oder zum anderen als Vehikel zur Verbreitung politischer Vorstellungen begriffen wurde. Wir leiden unter einer Generation von Kunsterziehern, die unter dieser Entwicklung gestanden und Kunst als überflüssig und bürgerlich angesehen haben.

\\\"Man kennt das Kabinet in New York, aber wer kennt es schon in Bremerhaven und in Bremen\\\", sagte Thomas Deecke, Direktor des Neuen Museum Weserburg. Mittlerweile hatte das Kabinett \\\"Silberne Hochzeit\\\" und das neue Museum Weserburg in Bremen sowie die Städtische Galerie in Göppingen würdigten Ihre Arbeit mit einer Ausstellung. Dennoch ist das Kabinett nach wie vor nur einem kleinen Kreis von Kunstfreunden bekannt, so tragen Sie auch das Los, die Propheten gelten nichts im eigenen Lande. Leiden Sie hierunter?

Nein, ich leide nicht. Ich habe nie ästhetische Erwartungshaltungen des Publikums bedient und verstehe mich auch nicht als Anwalt des Publikums, sonder als Anwalt der Kunst. Entweder man profiliert sich beim Publikum oder bei den Künstlern. Wenn man beides versucht, verliert man als Aussteller sein Profil...

Joachim Kreibohm