Interview
Textauszug
Hans GrotheIch habe den Eindruck, daß Sammeln für Sie nicht mit Pathos - wie so häufig - umgeben ist.
Es gibt drei Dinge in meinem Leben, wenn man von der Familie absieht. Ich interessiere mich für Fußball und Kunst. Damit ich mir dieses Interesse leisten kann, muß ich arbeiten. Die Arbeit steht eigentlich an erster Stelle, und insofern ist für mich Kunst die schönste Nebensache der Welt. Die Anstrengungen einer Flugreide nach New York zu einer Vernissage nehme ich auf mich, trotz Regen und Kälte sehe ich mir ein Fußballspiel an, aber im Regen Brötchen holen - nein. Ich will für meine Person das Große, das Dramatische aus der Kunst herausnehmen. Es ist nicht so, daß ich für Kunst sterbe und ohne Kunst nicht leben kann. Buchheim z.B. umgibt sich mit einer Sammlung, geht damit in die Öffentlichkeit, ähnlich, wenn einer einen großen karierten Mantel wie Frankenfeld anzieht und auf 100 Meter bereits erkennbar ist. Das ist dann Selbstzweck- fishing for compliments.
Wie ist ihr Verhältnis zu anderen Sammlern?
Ich behaupte einmal, daß die hauptsächlichen Sammler der Gegenwartskunst irgendetwas mit dem Baugewerbe zu tun haben - Onnasch, Marx und ich. Vile im Baugewerbe sind kreativ tätig und haben einen Faden zur Kunst. Leider ist es heute Mode geworden, sich einen kulturellen Touch zu geben, indem man sammelt. Jetzt teilen sich die Sammler. Ein Mann wie Onnasch erkennt, was er zu sammeln hat und braucht keinen Beraterstab. Ein Mann wie Marx sammelt nicht selbst, er bedient sich eines Beraterstabes. Das ist genau der Unterschied zwischen Sammeln aus Leidenschaft und Sammeln als Anlage sowie aus gesellschaftlichen Komponenten heraus...