Portrait

Büro, 1995, C-Print / Diasec, 183,5 x 240 cm, © Thomas Demand, VG Bild-Kunst, Bonn 2009

Textauszug

Thomas Demand
s eigensinnige Arbeitsmethode ist mittlerweile bekannt und vielfach in mehr oder weniger treffende Worte gefasst worden, so dass sich der abermalige Versuch einer Versprachlichung geradezu versagt. Die sorgfältige Bildauswahl, die lebensgroße Rekonstruktion der abgebildeten Schauplätze aus Pappe und Papier, das Fotografieren der gebauten Szenerien mit Hilfe analoger Studiotechnik, die Zerstörung des Pappmodells und die abschießende Diasec-Rahmung, bei der die fotografischen Großformate hinter dünne Acrylglasscheiben montiert werden - Bild für Bild und immer wieder aufs Neue wiederholt Demand seit über 15 Jahren diesen langwierigen Prozess.

Der Künstler legt sein gestalterisches Augenmerk jedoch nicht nur auf die Bildproduktion, sondern auch auf die ausgeklügelte Installation der Arbeiten im Ausstellungsraum bzw. dessen architektonische Aufbereitung. In Berlin erfolgt diese durch gewaltige, aus rund fünf Kilometern Webstoff gefertigte Vorhangwände. Eine zusätzliche Aufweitung erfährt das Feld, auf dem der Künstler weidet, durch die vielbeschriebene Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Botho Strauß, also den Einbezug des schriftstellerischen Fremdmediums in die Ausstellung selbst (und nicht nur in den Katalog). Indem Demand seinen ohnehin schon zwischen Zwei- und Dreidimensionalität changierenden Skulpturenfotos auf diese Weise weitere medienübergreifende Spitzfindigkeiten zur Seite stellt, kommt sein Schaffen der Idee des ästhetischen Gesamtkunstwerks der Moderne nahe.

Veronika Tocha