Portrait

Textauszug

Mike Kelley
Mike Kelley tritt als abstrakter Expressionist, als frech- perverser Pop- Artist und als verkappter Minimalist dem überraschten Betrachter entgegen. Wie an den Mischpulten der suburbanen Szenediskotheken werden die verschiedenen Stile zu einem verwirrenden Potpourri, zu einer skurril- aggressiven Farce auf den so poetischen wie kruden Blättern gesampelt...

So gekonnt, ja delikat Kelley hier künstlerische Techniken ausspielt, so respektlos erfrischend entlarvt er im selben Moment die Immanenten \"Monster\" der jüngsten Kunstgeschichte als längst verfügbare Konventionen und Erforlgsmelodien, als vom Betrieb willig akzeptierte Spielregeln. In diese Spannung schleust der \"time- bandit\" dann seine, für die Generation, die die Sechziger ablöste, nicht untypischen Obsessionen und von ihm beinahe geliebten \"perversities\" (Kelley) ein: obskure Comic- und Cartoon- Firguren, diverse Erotica, Abseitiges aus der ubiquitären Kunst- und Konsumwelt. Ein einarmiger Jimi Hendrix, Frankenstein und ein deformierter Uncle Sam, das Porträt vom Underground- Literat William Borroughs oder anmutige Liebespuppen bevölkern diese Bilder genauso wie das Logo der Symbionischen Befreiungsarmee oder ein markantes De Stijl Gemälde...

Raimar Stange