Portrait

Textauszug

Dellbrügge / De Moll
In ihrem Atelier in den Kunst- Werken, einem freien Ausstellungs- und Atelierhaus im ruinösen Berlin- Mitte, sitzen Christiane Dellbrügge und Ralph de Moll und hecken neue Streiche aus. Nachdem sie Manfred Schneckenburger in dem Bilder- Zyklus "Schneckenburger 1-20" nicht immer zu seinem Vorteil zitierten, kommt jetzt Kasper König dran. Dellbrügge/ de Moll hatten ein sogenanntes "Kunstkonsumenten-Profil", einen komplexen Fragenkatalog zum Verhältnis von Betrachter und Werk, an prominente Ausstellungsmacher verschickt und ausgewertet. Die Antworten von Schneckenburger finden sich nun als Sprechblasen in Bildern wieder, die nach Vorlagen aus sozialpolitischen Propaganda- Büchern gemalt wurden. Die müden Helden der sozialistischen Arbeit zerbrechen sich den Kopf über Kunst und Kommerz, Museen und Galerien, Gesellschaftskritik und Freizeit, Originalität uns Bildung. Sagt der Kumpel aus der Braunkohle- Zeche: "Moderne Kunst ist oft schwer zu verstehen" Sagt der Traktorist: "Ich glaube nicht, daß den meisten Künstlern ihr Publikum gleichgültig ist." Kunst als Comic strip. Nicht zu verwechseln mit Lichtensteins Apotheose des Trivialen, nicht mit Polkes Dekonstruktion der Bildfläche. Die Verstrickungen der Kunst in den Sekundärbereich ihres geistigen, psychologischen und kommerzielen Vertreibs mit den trivialen Mitteln des Comicstrips zu erzählen, zeichnet diese Bilder aus...

Marius Babias