Artist Ausgabe Nr. 78
Portraits
Anna Meyer | Diango Hernández | Jake und Dino Chapman | Sebastian Gräfe | Omer FastPortrait
The Casting, 2007, 4-Kanal-Videoinstallation, 35 mm-Film auf Video, Ton, 14‘ loop, Installationsansicht Kunstverein Hannover, 2008, Foto: Raimund Zakowski
Textauszug
Omer FastDer private Fernsehsender Kabel 1 wirbt derzeit für sein TV-Programm mit dem Slogan: »Musst du sehen. Kann man nicht erzählen.« Kluge Geschichten, dramaturgische Konzepte stehen scheinbar nicht hoch im Kurs. Visuelle Effekte dagegen schon. Von der Kohärenz der filmischen Komposition, in der Bild und Narration einander bedingen und aufeinander zurückwirken, hat man bei Kabel 1 offenbar keinen blassen Schimmer. Von der Reaktion des Betrachters, der das Ergebnis kommentiert, will man schon gar nichts wissen. Ein Trauma: Sehen zu müssen, ohne davon erzählen zu können.
Grundlage für die Installation »The Casting«, die 2007 für die Whitney Biennale in New York entstand, ist ein Interview mit dem US-Soldaten Ronn C., der seine Geschichte zuvor im Netz veröffentlichte: die versehentliche Tötung eines Zivilisten im Irak und die traumatische Erfahrung mit einer psychisch kranken Freundin in Deutschland. Auch der Arzt Martin F., dessen Rettungsversuch eines Selbstmordattentäters in der israelischen Zeitung »Ha‘ Aretz« publiziert wurde, hatte es zu öffentlicher Aufmerksamkeit gebracht, als Omer Fast ihn für sein Projekt »Take a Deep Breath« (2008) entdeckte. »Der Begriff des Zeugen«, formuliert Omer Fast im Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Hannover, »bezieht sich in ,The Casting‘ wie in ,Take A Deep Breath‘ auf jemanden, der sich seines Bildes in den Medien stets sehr bewusst ist, auf einen Zeugen, der an der Repräsentation seiner Geschichte durch die Medien teilnimmt.«
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