Artist Ausgabe Nr. 39

Ausstellung

Textauszug

»Fast Forward«
...Dieses (als "postmodern" gelabelte) kritische Geschichts-verständnis war u.a. die Grundlage der Diskussion um die Organisation der in den diversen deutschen Museums- Neubauten (Frankfurt, Bonn, Wolfsburg, Hamburg, Berlin) angelegten Sammlungen für zeitgenössische Kunst. Hier wurde eine aufgeklärte Ausstellungspolitik proklamiert und die klassisch "diachrone" Form der Präsentation verabschiedet. Die Werke der Sammlung sollten also nicht eingereiht in eine homogene Fortschrittsgeschichte der Kunst, sondern "synchron" nebeneinander in Werkkomplexen einzelner KünstlerInnen präsentiert werden. Was als progressiv gedacht war, hat sich inzwischen vielerorts allerdings als Freibrief für biederste Formen der Ausstellungspraxis erwiesen. ...

...Vor dem Hintergrund einer derart verfahrenen Sammlungspolitik liest sich das Projekt des Hamburger Kunstvereins "fast forward - eine Szenogra-phie der 80er und 90er Jahre" als der notwendige Versuch, ein reformiertes Ausstellungsmodell für die Historisierung der Kunst der letzten beiden Jahrzehnte zu entwickeln....

...Ziel des Projekts war, künstle-rische Strategien der 80er und 90er Jahre historisch zu positionieren. ...

...Wollte man die Konturen der von fast fwd geleisteten Gegenüberstellung der 80er und 90er grob nachzeichnen, würde man vermutlich den 80ern eine analytisch kritische und/oder zynische Demontage sakrosankter Bedeutungshorizonte zuschreiben. Den 90ern dagegen eine Rückkehr des Narrativen in den Photos von Wolfgang Tillmans, Zeichnungen von Karen Kilimnik und Elizabeth Peyton, den Filmen Eija-Liisa Ahtila oder Rauminstallationen von Dominique Gonzales Foerster (um noch einige der bei fast fwd vertretenen KünstlerInnen zu nennen). Eine Rückkehr des Narrativen verbunden mit einem ausgesprochen unzynischen Bekenntnis zur Sentimentalität. ...

Jan Verwoert