Die deutsche Künstlerin Katarina Fritsch und die Chilenin Cecilia Vicuña erhalten den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für ihr Lebenswerk in der Sparte Kunst. Die 66-jährige Fritsch ist eine bildende Künstlerin, die seit den 1980er Jahren mit ihren Plastiken internationale Anerkennung erlangt hat. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seit 2001 hat sie eine Künstlerische Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Münster (Hochschule für Bildende Künste). Ihr berühmtestes Werk ist sicher der alle Dimensionen sprengende »Rattenkönig« (1993), eine Skulptur aus 16 im Kreis angeordneten, fast drei Meter hohen Ratten, deren Schwänze sich - getreu dem literarischen Mythos - in der Mitte verknotet haben. Fritschs Beitrag zur zeitgenössischen Kunst und insbesondere zur Bildhauerei ist unvergleichlich«, kommentierte die Kuratorin der Biennale Cecilia Alemani. Cecilia Vicuña ist eine chilenische Poetin, Bildhauerin, Malerin, Installations- und Performancekünstlerin. Biennale-Kuratorin Alemani würdigte Vicuña als »eine Künstlerin und Dichterin, die sich seit Jahren für die Bewahrung der literarischen Werke vieler lateinamerikanischer Schriftsteller einsetzt«. Vicuña habe sich um die Übersetzung und Herausgabe von Anthologien südamerikanischer Poesie engagiert, die ohne ihr Zutun verloren gegangen wären.
Christoph Platz-Gallus studierte Kunstgeschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft. Er arbeitete für die Skulptur Projekte Münster 07, die Kunsthalle Münster sowie den Westfälischen Kunstverein. 2010 wurde Christoph Platz-Gallus Mitglied der Abteilung für Projektmanagement der dOCUMENTA (13), der er später vorstand. Er war Leiter der Ausstellungsabteilung der Bergen Assembly (2013) in Norwegen. Bei der documenta 14 (2017) leitete er die Ausstellungen in Athen und Kassel. Seit 2018 ist er Leiter der kuratorischen Belange bei Europas ältestem Festival für interdisziplinäre Kunst, dem steirischen herbst in Graz, Österreich, wo er auch am Institut für Zeitgenössische Kunst (IZK) unterrichtet. Christoph Platz-Gallus folgt auf Kathleen Rahn, die kürzlich als künstlerische Direktorin an das Museum Marta Herford wechselte. Sein Programm beginnt im Kunstverein im Januar 2023. Der einstimmigen Berufung von Christoph Platz-Gallus zum Direktor des Kunstvereins Hannover ging ein mehrstufiges Auswahlverfahren voraus. Dem Auswahlgremium gehörten die Mitglieder des Vorstands des Kunstvereins Hannover (Silke Sommer, Gabriela Jaskulla, Ralf Stötzel, Juliane Ellen Dohme), zwei ausgewählte Mitglieder des Beirats des Kunstvereins (Till Steinbrenner und Degenhard Andrulat) sowie die externen Fachjuroren an: Anette Hüsch (Direktorin der Kunsthalle Kiel), Thomas Köhler (Direktor der Berlinischen Galerie) und Bernhart Schwenk (Chefkurator für zeitgenössische Kunst der Pinakothek der Moderne, München). Christoph Platz-Gallus erklärte: »Angesichts drängender geopolitischer Fragen, die sich infolge von Pandemien, Kriegen und ökologischem Kollaps stellen und die die Notwendigkeit von Solidarität in den Vordergrund rücken, braucht die Kunst Räume und Menschen, die ihren Machern Raum zum Handeln geben. Der Kunstverein mit seiner mehr als 200-jährigen Geschichte der kollektiven Förderung künstlerischer Praxis und seines Engagements für die Gemeinschaft ist als Modell aktueller denn je. Denn Kunst wird gerade dann systemrelevant, wenn sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist – das wollen wir gemeinsam versuchen zu erreichen. Ich freue mich sehr darauf.«
Deutschlands Kunstkritiker haben das Kunstmuseum Stuttgart als Museum des Jahres 2021 ausgezeichnet. Vertreter der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA würdigten den »besonders weit gespannten Blick« des Hauses auf die Kunstwelt. Sowohl die unmittelbare Gegenwartskunst als auch die klassische Moderne kämen mit Werken von Otto Dix oder Willi Baumeister zu ihrem Recht. »Das globale Kunstgeschehen hat in dem Haus am Stuttgarter Schlossplatz ebenso eine Bühne wie das künstlerische Schaffen in der Region«, teilten die Kritikerinnen und Kritiker mit. Das Stuttgarter Kunstmuseum wird seit 2010 von Ulrike Groos geleitet. Es hat sich laut Urteil der AICA-Kritiker einen Namen gemacht mit Ausstellungen, »die gekonnt die herkömmlichen Grenzen der Kunstsparten überwanden«. Die Jury würdigte unter anderem auch die 2005 gestartete Ausstellungsserie »Frischzelle«. In jährlichem Wechsel sei diese »ein gelungenes und wichtiges Experimentierfeld für junge Künstlerinnen und Künstler aus Baden-Württemberg«. In der deutschen AICA-Sektion sind mehr als 200 Autor*innen, Journalist*innen und Publizist*innen vertreten. International wirken in dem Verband rund 5.000 Kritiker*innen mit.