vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 41
Portraits
Daniele Buetti | VERONIKA SCHUMACHER | MARKUS SCHINWALD | JOHANNES WOHNSEIFER | EIJA-LIISA AHTILAPortrait
Videostill aus Cabrios, 1998
Textauszug
MARKUS SCHINWALDFür die Berlin Biennale 1998 z. B. nutzte Schinwald einen riesigen elektronischen Bildschirm auf dem Alexanderplatz für die Präsentation seiner Arbeit. Zwischen den dort üblicherweise gezeigten Werbefilmchen sowie Sport- und Politik-News liefen während der Biennale kurze Videos, die einige Schuh-Modelle des Künstlers präsentierten. Gleichzeitig wurden diese im Ausstellungsraum auf kleinen Sockeln gleichsam als Skulptur - dies ist in ambitionierten Schuhboutiquen ebenfalls üblich - präsentiert. Da waren z.B. Schinwalds »Mono Heels« (1998): wirklich chice Damenschuhe, aber statt Sohle haben sie lediglich einen angeschnürten, sexy Absatz. Zu offenbaren ist hier wichtiger, als nur gehen zu können. Den so beschuhten Frauenfuß in der Hand haltend, flimmerte da am Alexanderplatz ein Jüngling übers Bild, Schuh und Frauenfuß argwöhnisch bewundernd. Gleichzeitig erschienen die insgesamt 5 SchuhAdverts »stillgestellt« als farbige Anzeige in einem bundesweit erscheinenden Kunst-Magazin. So dockt Markus Schinwald geschickt an bereits bestehende Einschreibesysteme an und nutzt dabei deren plane Benutzeroberflächen, indem er die unterschiedlichen an sie gerichteten Erwartungshaltungen erfüllt und unter- läuft zugleich - der Künstler, der mitspielt, die Regeln aber nur einhält, um sie für sich umzuwerten.
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