Artist Ausgabe Nr. 41

Polemik

Textauszug

»Der Kunstbetrieb als Wiederkehr des Immergleichen«
Ansonsten kommt man sich allerdings vor wie Bill Murray in »Groundhog Day«, der jeden Morgen von denselben Nachrichten und Werbespots im Radio geweckt wird und jeden Tag aufs Neue ansehen muß, wie das immer gleiche Murmeltier aus der immer gleichen Höhle gezogen wird. Mit dem Unterschied, daß die Gleichförmigkeit der Museen wenig Erheiterndes hat. Die Kustoden, meist ohnehin von schwachem Witz, kaufen gerne das, was ihnen keiner zum Vorwurf machen kann. Das üben sie schon über ihre staubtrockenen Katalogtexte ein, mal ganz davon abgesehen, daß sie ja durch chronische Überlastung (»Ich muß heute abend noch einen Text schreiben...«) kaum jemals dazu kommen, eine Galerie oder ein Atelier zu besuchen, wo sie eventuell etwas Neues zu Gesicht bekämen. Gott bewahre. Das sind dann übrigens dieselben, die in ihren Reden vom »Aufbrechen von Rezeptionsgewohnheiten« oder vom »Problematisieren von Kontexten« sprechen. ...

Harald Welzer