Portrait

Textauszug

Karin Kneffel
Damit wäre allerdings nicht behauptet, dass diese Wahl eines Bildgegenstandes bei Karin Kneffel völlig beliebig geschehe und keinen Einfluß auf die Wirkung und Erscheinung der Werke habe. Dagegen sprechen allein schon die beschriebenen Reaktionen der Betrachter ihrer Tierportraits. Interessant bleibt auch die Beobachtung, in welcher Weise die von den Bildgegenständen und ihrer malerischen Vortragsweise hervorgerufenen Stimmungsmomente den Betrachter zur Reflexion über seine erfahrene Wahrnehmung des Bildes, also letztlich über seinen Erlebnis- und Erkenntnisprozeß anregt. Daher kann Karin Kneffels Bemühen um sonst als unwesentlich und nicht mehr darstellbar verschrienen Sujets auch als eine sehr intelligente und humorvolle Reaktion auf die ansonsten immer lahmer werdende Fragestellung nach den grundliegenden Möglichkeiten und Bedingungen zeitgenössischer Malerei verstanden werden, die vor einiger Zeit mit ganz anderen Mitteln etwa von einer monochromen oder radikalen Kunst gestellt wurde. Und nach der ausgiebigen intensiven Erfahrung der dort erfolgten Suche von minimalen Kontrasten und maximalen Sinnfindungen mögen diese Tierbilder und Vulkanansichten Karin Kneffels überaus erfrischend wirken und einem neuen Bedürfnis nach Sinnlichkeit, vielleicht sogar nach Empfindsamkeit und der Freude am Erhabenen, nachkommen.

Gerhard Kölsch