vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 83
Portraits
Ralf Peters | Malte Urbschat | Guy Ben-Ner | Sabina Baumann | Sarah OrtmeyerInterview
Holger Kube VenturaPage
Patricia LambertusKünstlerbeilage
Frank GerritzEdition
Ralf PetersPortrait
Ich, Du, Es sein (aus der Steineserie), 2008, Bleistift auf Papier, 110 x 150 cm, Courtesy Galerie Mark Müller, Zürich
Textauszug
Sabina BaumannIn der Tat: bizarr. Ein steinernes Wesen in weiter karger Landschaft, übersät von Geschlechtsteilen, Labels und Symbolen. Aus einem Penis lässt Sabina Baumann undefinierbare Flüssigkeiten strömen, aus dem anderen Gegenüberliegenden tropft es hingegen nur zaghaft, zwei Häufchen Kot haben sich unterhalb des steinernen Körpers angesammelt und dem bandagierten Steinkopf entfährt ein Furz. Aftern, Vulven und androgyne Genitalien teilen sich die Körperfläche mit Labels von (Luxus)marken und Symbolen des kollektiven Gedächtnisses - Hakenkreuz, Judenstern, Hammer und Sichel neben Dollarzeichen, Smiley und dem M der Migros. Irgendwo zwischen Weltanfangmythos und Endzeitvision(1) formuliert Sabina Baumann hier ein klares Postulat gegen die Macht der Zeichen, wie es die ideologisch hoch brisanten Logos sind, und für die Möglichkeiten sexueller Identität jenseits heteronormativer Vorstellungen. Denn weder lassen sich die Genitalien sexuell identifizierbaren Körpern zu ordnen, noch werden die eintätowierten Embleme auch nur ansatzweise ihrer ursprünglichen Aufgabe und Potenz gerecht. Was passiert ob der eigenartigen Versammlung, ist das hemmungslose Brodeln, Fliessen und Strömen aus der augenscheinlich leblosen Hülle des Steins. Ein Regenbogen entwächst dem Horizont im Hintergrund und unterstreicht die Selbstverständlichkeit dessen, was sich hier abspielt - es lebt und funktioniert ein Kosmos der Möglichkeiten fern einer in Kategorien von Geschlecht und Identität organisierten »Normalität«.
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