Artist Ausgabe Nr. 72

Portraits

Oliver van den Berg | Josephine Meckseper | Yves Netzhammer

Interview

Julian Heynen

Page

Andreas Schimanski

Polemik

Stephan Berg

Künstlerbeilage

Rüdiger Stanko

Polemik

Cosima von Bonin, Löwe im Bonsaiwald, 1997, © Courtesy the artist; Gabriele Senn Galerie, Wien Foto: Roman März / documenta GmbH

Textauszug

»Von einem der auszog, die Documenta neu zu erfinden«
Das Kuratorenpaar interessiert sich glaubhaft nicht für Hitlisten und Höchstpreise. Manchmal hat man sogar fast den Eindruck, es schaue sogar etwas angestrengt daran vorbei. Dass diese Haltung nicht unbedingt »eine Befreiung aus der Gefangenschaft des Marktes«, wie die FAZ titelte, bedeutet, sondern die Teilnahme noch jeden Künstlers an dem Marken-Brand Documenta natürlich wieder eine neue Marktspirale in Gang setzt, sei nur am Rande erwähnt.

Ständig und auf die Dauer penetrant schieben sich die farbigen Wände mit ihren lastenden Lila-, Rot- und Grün-Tönen ins Bild, Punktstrahler auratisieren nicht nur die Werke mit ihrem goldgelben Heiligenschein, sondern auch die dazugehörigen Titelschilder. Und da, wo man auf farbige Wände verzichtet hat, nämlich ausgerechnet am Hauptort dieser Documenta, den »Gewächshäusern« der Auepavillons, geht die Kunst gleich mit Mann und Maus unter.

Als problematisch erweist sich der Versuch, die ausgestellten Arbeiten nicht nur räumlich, sondern auch durch die Metapher von der »Migration der Form« zu homogenisieren. Abgesehen davon, dass man bald nur noch nach Ähnlichkeiten zwischen verschiedensten Werken sucht und dabei die Konzentration auf die Eigentümlichkeit der jeweiligen Arbeit vergisst, gelingt es Buergel und Noack nicht, eine schlüssige Migrationslinie der Form zu entwerfen.

Stephan Berg