Artist Ausgabe Nr. 34
Portraits
Manfred Holtfrerich | Nikolaus List | Heimo Zobernig | Dirk Skreber | Christian JankowskiInterview
E. Schipper & M. KromePage
Rupprecht MatthiesPolemik
Claudia HerstattAusstellungen
»Sunshine & Noir«Künstlerbeilage
Korpys / LöfflerPolemik
Hamburger Kunsthalle - Galerie der Gegenwart, Courtesy Kunsthalle Hamburg, Foto: Stefan Müller
Textauszug
»Eine Antwort auf Stephan Berg«Nein, sachlich ist es von Anfang an nicht um den "Ungers- Bau" gegangen, der im März 1997 eröffnet wurde, und als Erweiterung der Hamburger Kunsthalle zu den letzten großen Museumsbauten in Deutschland vor der Jahrtausendwende gehört...
Die Kritik steht nicht isoliert da, seit einigen Jahren scheint es opportun zu sein, die Architekten unisono, wenn sie Museen bauen, als eine die Inhalte der Häuser schädigende Zunft zu betrachten...
Hat also die Idee des White Cube Pause oder gar ausgediehnt?
In Hamburg ganz sicher nicht. Perfekt plaziert, in respekt- und maßvollem Abstand zum reich verzierten Altbau wirkt der weiße Kubus von Oswald Mathias Ungers wie ein heruntergeschliffener Kristall...
So klar wie ein mit einer Rasierklinge in den Hamburger Himmel geschnittener Solitär markiert die Galerie der Gegenwart als einen strahlend weißen, auf die Form reduzierten Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Dabei nimmt der weiße portugiesische Kalkstein den Ton der umliegenden Fassaden, der Sockel aus rotem Granit die Kaimauern des Hafens, die Böschung der Alster auf- und übt im Konzert der beiden älteren Bauten der Kunsthalle bei hoher Prägnanz eine noble Zurückhaltung...
Bei aller Geometrie behält sich das Gebäude ein Geheimnis vor: Das als Doppelhelix angelegte Treppenhaus mit Durchblicken und Spiegelungen, bietet dem Besucher variable Auf- und Abstiege. Das birgt spielerische Reize. Wahrscheinlich hat der amerikanische Kritiker Donald Kuspit doch recht: "Nur in der Geometrie sind Entdeckungen zu machen"...
Die Galerie der Gegenwart ist so eine Entdeckung, an der man sich nicht müde sehen kann, eine Denk- und Konstruktionsfigur. Das Paradoxon schwelgischer Schlichtheit, in dem die Gegensätze zusammenzufallen scheinen, ist nicht mehr wegzudenken, auch wenn viele das wünschen...