vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 68

Portraits

Jens Wolf | Antje Bromma | Monika Baer | Isa Genzken | Shannon Bool | Jonathan Meese

Interview

Axel Haubrok

Page

Achim Bitter

Künstlerbeilage

Knut Eckstein

Edition

Gerold Miller

Interview

Axel Haubrok, Düsseldorf/Berlin

Textauszug

Axel Haubrok
J.K.:
Sie kaufen Kunst und verschaffen sich Eintritt in die Welt der Bohème, der Galerien und Museen. Der Kunstbetrieb entpuppt sich oftmals als Jahrmarkt von Eitelkeiten. Sofern Sie keine Kunst mehr kaufen, steht Ihnen dann diese Welt noch offen?

A.H.:
Darüber habe ich bisher nicht nachgedacht. Aber, ich glaube, Sie haben Recht, wenn man nicht mehr in der Szene ist, sinkt das Interesse an einem. Hätte ich keine finanziellen Mittel, mag es durchaus sein, dass sich bestimmte Akteure dieses Marktes mir gegenüber anders verhalten würden. Jedoch haben sich auch viele Freundschaften entwickelt, die unabhängig davon sein dürften, ob man Arbeiten kauft oder nicht.

J.K.:
Gibt es in Deutschland den Sammler-Guru, der allen anderen Rang und Namen zuweist oder relativieren sich Sammlungen wie Olbricht, Götz, Künne, Falckenberg, Grässlin, Haubrok in ihrer Bedeutung und in ihrem Einfluss wechselseitig?

A.H.:
Ich sehe niemanden, der zentralen Einfluss hat
und den anderen die Ränge zuweist. Gerade in Deutschland haben Privatsammlungen eine sehr wichtige Funktion. Sammler können sich etwas leisten, was die öffentliche Hand sich nicht mehr leisten kann, nämlich Subjektivität. So hat die Sammlung Falckenberg eine ganz andere Ausprägung als meine Sammlung. Öffentliche Sammlungen werden dagegen immer gleicher. Kunstgeschichtlich abgesicherte Positionen dominieren. Ankaufskommissionen scheuen das Wagnis. Hingegen haben Privatsammlungen Eigencharakter und bilden wunderbare Ergänzungen zu dem, was öffentlich gezeigt wird. Sammlungen, die die aktuelle Kunstszene und den Markt 1 : 1 abbilden sind untinteressant. Interessant wird es dagegen, wenn man einen eigenen Weg findet. Eine Sammlung ist stets auch ein Selbstporträt des Sammlers. Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern um die Individualität von Sammlungen. Konkurrenz zwischen Sammlern ist natürlich ein interessantes Thema. Aber zu häufig geht es dabei nur darum, wieviele Arbeiten hast Du denn von dem einen oder dem anderen Künstler? Das ist für mich eher Briefmarkensammeln. Das ist für mich eine andere Welt. Wilhelm Schürmann und ich wollen dieses Thema einmal in einer Ausstellung aufgreifen.

Joachim Kreibohm