Der Karin Hollweg Preis 2023 geht an Hannah Wolf.

»... Ihre Videoinstallation Arbeit am Produkt hat die Jury in ihrer Konsequenz und Vielschichtigkeit überzeugt. Die Doppelprojektion stellt Urlaubsressorts an der türkischen Küste Ruinen archäologischer Ausgrabungen gegenüber. In einem präzise arrangierten Rhythmus der Bilder werden faszinierende Analogien sichtbar. Insbesondere die exklusive Themenpark-Ästhetik der All Inclusive-Urlaubsressorts erweist sich im Vergleich als oberflächliche Kulisse und potenzielle Ruinenlandschaft voller absurder kulturhistorischer Zitate. ‘Diese Gegenwart hat ihre Zukunft schon hinter sich’ lautet einer der eingeblendeten Kommentare im Video, der diese Situation auch textlich treffend auf den Punkt bringt. Die Bühnenwirkung vieler Einstellungen und langsamer Kamerafahrten, in denen die zufällig anwesenden Menschen zu Akteur:innen werden und durch ihre Anwesenheit immer wieder Narrationen andeuten, wird in den Ausstellungsraum übertragen. Mit dem aktuellen Werk entwickelt Hannah Wolf überzeugend ihre bisherigen künstlerischen Ansätze inhaltlich und formal weiter. Die Jury ist sicher, dass diese Entwicklung mittels der Förderung durch den Karin Hollweg Preis und der damit verbundenen Einzelausstellung fortgeführt wird, und freut sich, eine vielversprechende junge Künstlerin auszeichnen zu dürfen.« Der Karin Hollweg Preis wird jährlich in Zusammenhang mit der Abschlussausstellung der Meisterschüler*innen verliehen. Er ist einer der höchstdotierten Förderpreise aller Kunsthochschulen in Deutschland. Ermöglicht wird er dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Der Preis umfasst insgesamt 18.000 Euro, wobei eine Hälfte als Preisgeld direkt an die Preisträger:in ausgezahlt wird, die zweite Hälfte ist für die Realisierung einer Einzelausstellung reserviert.

Hannah Wolf (*1985) lebt und arbeitet in Bremen. Wolf war 2022–2023 Meisterschülerin bei Julika Rudelius und studierte von 2017–2022 Freie Kunst in der Klasse für Zeitmedien bei Jean-François Guiton, Jenny Kropp und Julika Rudelius an der Hochschule für Künste Bremen. Ausstellungen (Auswahl): 90. Herbstausstellung, Kunstverein Hannover (2023); 46. Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, Städtische Galerie Bremen (2023); Kunstpreis Ottersberg, Kunstverein Fischerhude (2022), Completely Knocked Down – Bremen Recife Connection, MAMAM, Recife/BR / Städtische Galerie Bremen (2021/2022).

Die Kunsthalle Bonn zeigt Arbeiten von Wiebke Siem:»Das maximale Minimum«.

 Die 1954 geborene Künstlerin wurde in den 1990er-Jahren mit raumgreifenden Installationen bekannt, in denen sie Alltagsdinge wie Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen oder Spielzeug verfremdete oder in überdimensionierte Objekte übersetzte. Aus Möbelstücken und Haushaltsgegenständen sowie skurrilen, oft marionettenartigen Figuren erschafft die Künstlerin psychologisch aufgeladene und ebenso beklemmende wie humorvolle Installationen. Neben motivischen Anleihen aus der Kunst- und Kulturgeschichte spielt die kritische Auseinandersetzung mit den Mechanismen des männlich dominierten Kunstbetriebs eine wichtige Rolle in Siems Schaffen. So stellt ihr Werk immer wieder gesellschaftliche Rollenbilder in Frage. Ihre Formensprache und Präsentationsweise verweisen zudem auf ethnologische Objekte und Sammlungen und rücken auf diese Weise die problematischen Aneignungsstrategien von außereuropäischer Kunst in der Moderne in den Blick. Die Ausstellung bietet einen Überblick über das plastische Werk von Wiebke Siem von den 1980er-Jahren bis heute. Bis zum 17. September 2023. Info: Kunstmuseum Bonn. Museumsmeile, Helmut-Kohl-Allee 2, 53113 Bonn, Fon 0228/77-6260, Fax 0228/77-6220.  www.kunstmuseum-bonn.de

Antonia Ruder wird Direktorin des Gallery Weekend Berlin.

Nachdem die bisherige Direktorin des Gallery Weekend Berlin, Maike Cruse, zur Art Basel gewechselt ist, übernimmt Antonia Ruder zum 1. November 2023 die Leitung des Gallery Weekend Berlin. Antonia Ruder war zuletzt mehrere Jahre Kommunikationsleiterin an der Schaubühne Berlin, wo sie häufig an der Schnittstelle zur Bildenden Kunst tätig war. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik war sie zunächst Referentin für Bildende und Darstellende Kunst im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft e. V., betreute kuratorisch den Kunst-Nachwuchspreis »ars viva« und war für das Kulturengagement der BMW Group tätig. Der Beirat des Gallery Weekend hat sich für Antonia Ruder unter einer Vielzahl von Bewerber:innen entschieden und begründet seine Entscheidung so: »Durch ihre langjährige Erfahrung in der Kulturkommunikation und Kulturförderung und guten Kontakte zu Galerien und Künstler:innen sind wir überzeugt, dass Antonia Ruder die richtige Wahl ist, das Gallery Weekend Berlin in die Zukunft zu führen.«