Ottersberger Kunstpreis vergeben.



2022 wurde zum achten Mal der Ottersberger Kunstpreis vergeben. Die Jury (Uwe Dammann, Michael Dörner, Annette Hans, Nicole Giese-Kroner, Joachim Kreibohm, Martin Voßwinkel) hat entschieden. Der 1984 geborene Hassan Sheidaei erhielt den mit 4.000 Euro dotierten Hauptpreis und 2023 eine Einzelausstellung im Fischerhuder Kunstverein  für die Videoarbeit »Diametrale Wahrnehmung« – ein Musikvideo zu Neuer Musik, komponiert von Farhad Ilaghi Hosseini für Saxofon, Percussion und Piano, eingespielt vom TRIO ABSTRAKT.  Sheidaei übernimmt in »Diametrale Wahrnehmung« den Part des Videokünstlers, der die Ton- mit der Bildebene – ein Augenmosaik aus 28 Einzelfilmen – kongenial verknüpft. Dem Titel »Diametrale« – also gegensätzliche – »Wahrnehmung« zufolge, setzt er zwei Standpunkte gegen- und mit­einander ein: Das Sehen und das Hören – die optische und die akustische Wahrnehmung. Menschen hören besser, was sie auch sehen können. Blickkontakt ergänzt das Hörverständnis. Dass sich der Künstler seit der Kindheit mit Philosophie und deren Einflüssen auf Menschen beschäftigt wird auch in dieser Arbeit deutlich. Schon Aristoteles versuchte den inneren Zusammenhang von menschlichem Wahrnehmen und Denken zu ergründen. Dabei ist das Wahrnehmungs-vermögen bei Aristoteles an einen Teil der Seele gebunden, der den Menschen und Tieren gemein ist, den Pflanzen hingegen fehlt. Das Sehen wie auch das Hören sieht Aristoteles in einer engeren Verbindung mit dem Denken, das er ausschließlich dem zur Vernunft fähigen Lebewesen, dem Menschen zuschreibt. Hassan Sheidaei nimmt diese philosophischen Gedanken auf und überlässt den Rezipient:innen des Werkes das Wahrnehmen, Fühlen und Denken. Der mit 1.300 Euro dotierte Nachwuchsförderpreis ging an Kira Keune für ihre Arbeit mit dem Titel Self-Portrait 2.0. Die Jury würdigt die intensive Auseinandersetzung von Kira Keune mit den gesellschaftlichen Phänomenen zwischenmenschlicher Begegnungen und deren Kommunikationsformen. Die Serie der Self-Portraits 2.0 sind hochästhetische Grafiken, auf Film belichtet und hinter Plexiglas kaschiert. Die Bilder bergen jede Menge an Informationen über die Künstlerin selbst in sich. Hier macht sie ausgehend von ihrer eigenen Person alle Arten von Verknüpfungen und Beziehungen mit anderen Followern sichtbar.



Nan Goldin erhält den Käthe-Kollwitz-Preis 2022.

Anlässlich der Preisverleihung zeigt die Akademie der Künste Fotografien von Nan Goldin aus fünf Jahrzehnten. Die US-amerikanische Künstlerin nimmt weltweit eine zentrale Position in der zeitgenössischen Fotografie ein; ihr Fokus liegt auf den Themen Liebe, Sexualität und Gewalt. Mit Werken aus ihrem persönlichen Lebensumfeld und der LGBT-Community hat sie Tabus gebrochen, Grenzen überwunden und sich damit für Akzeptanz und zunehmende Anerkennung der LGBT-Szene eingesetzt. Die Unmittelbarkeit in ihren Fotografien entstammt ihrer physischen und emotionalen Zugehörigkeit und Distanzlosigkeit zu einer Lebenswelt, die sich vielen Menschen verschließt und durch Goldin geöffnet wurde. Die Ausstellung zeigt Schwarzweiß- und Farbfotografien aus den frühen Bostoner Jahren, aus New York, Berlin und Asien sowie aktuelle großformatige Werke wie Landschaften und Grids. Begleitend erscheint eine Publikation. Nan Goldin, geboren 1953 in Washington, D.C., lebt und arbeitet in New York. 1991 kam sie auf Einladung des DAAD nach Berlin und lebte dort vier Jahre lang. Nan Goldin ist mit ihren Arbeiten in vielen Sammlungen weltweit vertreten. Ihre Werke waren zuletzt u. a. zu sehen: Tate Modern, London (2019); Château de Versailles, Frankreich (2018); Irish Museum of Modern Art, Dublin (2017); Museum of Modern Art, New York (2016). Sie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, u. a. mit der Centenary Medal der Royal Photographic Society, London (2018), dem Hasselblad Award (2007) und als Commandeur des Arts et des Lettres Frankreichs (2006). 2017 gründete Nan Goldin die Aktivist*innen-Gruppe P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now). Vom 20. Januar – 19. März 2023. www.adk.de

Joar Nango erhält den Kurt Schwitters Preis 2024 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

 Der Preis wird zum vierzehnten Mal vergeben,  ist mit 30.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Sprengel Museum Hannover verbunden. Joar Nango, geboren 1979 in Áltá, Norwegen, ist samischer Künstler und Architekt. Sámi ist die indigene Bevölkerung Sápmis, eines Kulturraumes, der sich über Norwegen, Schweden,Finnland und einen Teil der Halbinsel Kola in Russland erstreckt. Joar Nango beschäftigt sichin seinen Installationen mit Fragen der indigenen Identität und erforscht die Grenzenzwischen Architektur, Design und Bildender Kunst. Er ist Gründungsmitglied des Architekturkollektivs FFB. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt: u. a. 2017 auf der documenta 14 in Kassel und Athen, 2019 auf der Chicago Architecture Biennial, 2020 in der National Gallery of Canada und 2022 im neu eröffneten Nationalmuseum Oslo. Tone Hansen, Direktorin des Munch Museums in Oslo, begründet als Vertreterin der Jury die Wahl wie folgt: »...Mit einer Post-Punk- und DIY-Ästhetik und seiner ortsspezifischen, intervenierenden Arbeitsweise untersucht Joar Nango die Schnittstellen von indigener und zeitgenössischer Architektur und traditionellen samischen Lebensformen. Dadurch verschafft er der Typologie der bisher kaum erforschten indigenen Architektur und des Duodji, des traditionellen Handwerks der Samen, Aufmerksamkeit. In seinen Installationen verbindet er mobile Architektur und gefundene Materialien zu einem temporären Ort des Zusammenseins. Seine Forschungsergebnisse sammelt er in einem virtuellen Archiv über samische Architektur (https://gumpi.space/en) und in einer mobilen Bibliothek mit Büchern, Manuskripten, Dokumenten und ephemeren Objekten, die mit seinen Recherchen zusammenhängen...« Anliegen des Preises ist es, Künstlerinnen und Künstler zu würdigen, »deren Werk durch die Berufung auf Kurt Schwitters gekennzeichnet ist und sich durch das Vorwagenin neue Bereiche künstlerischen Gestaltens und künstlerischer Vorstellungen auszeichnet oder deren Werk einen Beitrag zur Verbindung und Integration der künstlerischen Gattungen leistet«.