vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 50
Portraits
Gary Hill | Peter Pommerer | Ralf Berger | Trixi Groiss | Claudia Medeiros CardosoPage
Stefan WisselPolemik
Jan WinkelmannAusstellungen
»Archisculptures«Künstlerbeilage
Sonja AlhäuserEdition
Manfred PernicePortrait
»Ich glaube Matisse war Pflanzenliebhaber«, 1998, Farbstift und Tapete, Detail, Courtesy Raum Aktueller Kunst, Wien
Textauszug
Peter PommererWo anfangen? Vielleicht mit der Feststellung, daß Peter Pommerers Wandzeichnungen die Behauptung des französischen Kulturkritikers Gaston Bachelard Lügen straft, in modernen Häusern wären längst keine Mythen mehr eingeschrieben. Statt dessen würden dort, so Gaston Bachelard in seiner »Poetik des Raumes« aus dem Jahre 1957, die gnadenlosen Stereotypen der geometrischen Architektur, der hohen Hausnummer und der anonymen Technik - wie die »das Heldentum der Treppen zerstörenden Fahrstühle« - regieren. Peter Pommerer gelingt es spielend, diese vermeintliche Coolheit neu und »gefühlsecht« zu verwurzeln in die verschlungenen Formulierungen seiner nicht enden wollenden, traumatisch-mythischen Bilderfindungen. So jüngst in Hannover gleich auf mehreren Etagen im Bürogebäude des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, das mit seinem typischen Stil der 1960er-Jahre-Architektur sicherlich kein schlechtes Beispiel für die von Gaston Bachelard angesprochenen Häuser ist.
Oder soll ich damit anfangen, das Lieblingsmotiv des Künstlers, den gekrönten Elefanten, psychoanalytisch und kulturhistorisch zu beleuchten? Der bei ihm stets ohne Schweif gezeichnete Elefant: sensibel, intelligent und unverwundbar, kriegerisch zugleich, verehrt und trotzdem von dem Aussterben bedroht, zudem ein soziales Wesen, das auch als Einzelgänger sich wohlfühlt, sich mal nützlich mal störrisch gibt, mal als Kuscheltier aus frühen Kindertagen ..... Den Elefanten allerdings als »Alter ego« des Zeichners zu behaupten, hieße der Psychologie ein zu weites Feld einzuräumen und ungebrochene Identifikation dort vorauszusetzen, wo vor allem spielerischer Rollentausch am ästhetischen Platze ist.
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