vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 50
Portraits
Gary Hill | Peter Pommerer | Ralf Berger | Trixi Groiss | Claudia Medeiros CardosoPage
Stefan WisselPolemik
Jan WinkelmannAusstellungen
»Archisculptures«Künstlerbeilage
Sonja AlhäuserEdition
Manfred PernicePortrait
Bolzano*Bolzano, Titelseite Publikation, 2000, Studie kriminelle Frauen
Textauszug
Trixi GroissTrixi Groiss begann mit der angewandten Kunst und studierte Mode bei Karl Lagerfeld, wandte sich sehr bald den freien Künsten zu. Das Kleid als Hülle und auch als »etwas, das für den Menschen steht« bleibt wesentlich in ihren installativen und skulpturalen Arbeiten. Konkret als schmückendes Attribut nutzt die im westösterreichischen Vorarlberg geborene Künstlerin 1985 in ihrer Performance »Lebendes Ornament«... Es war ihr erstes Auftreten in der derzeit aufblühenden Kunstszene Wiens, in der von Silvia Eiblmayr, Valie Export und Cathrin Pichler kuratierten Gruppenausstellung »Kunst mit Eigen-Sinn«. Groiss sieht die Performance heute als eine der »Jugenderfolge«. In Stoffanzügen, die ein wenig an Bauhauskostüme denken lassen, stiegen die Darsteller durch Löcher in einer Stoffwand ein und aus, um mit jedem Auftreten in einer neuen Gewandung zu erscheinen. In den neunziger Jahren näht Trixi Groiss Overalls, die Astronautenanzügen gleichen, für Installationen in »white cubes« oder außen, etwa auf einem Baum. So ist die Bekleidung als schützende oder schmückende Hülle nun um die eindeutig symbolische Funktion reicher, als Kleidung für Reisende zu fungieren.
Zwischen den vielfältig miteinander verflochtenen Etappen in den Arbeiten von Trixi Groiss gibt es aber immer wieder Zyklen oder Einzelprojekte, die nur auf den ersten Blick wie Brüche anmuten. So die Fotoarbeit, die Trixi Groiss für die Künstlerzeitschrift Bolzano Bolzano 2000 realisierte. Der apokryph anmutende Titel »SC 001/662*« der von Groiss komplett gestalteten Einlegezeitschrift irritiert, doch die pinkrosé eingefärbten Porträtaufnahmen berühmter und unbekannter Frauen der Kriminalgeschichte - von Vera Brühne, über Angela Davis bis hin zu Ulrike Meinhoff - machen Sinn. Von Dokumentations- und Archivfotos stammen die Porträts und alle Delinquentinnen sind nur mit Vornamen und den stichwortartig dargestellten Taten angeführt, was die Auflistung zu einem Gedicht macht. Und des Titels Rätsel löst sich hier auf, weil die Numerierung der Namen ihm in gewisser Weise entspricht. Anspielungen auf die Genderfrage sind nicht zu übersehen, ähnlich wie bei der aktuellen Arbeit von Trixi Groiss, sie heißt ironisch »Hundert nackte Männer«: Handelt es sich doch bei dieser Serie um Zeichnungen, von denen es weder 100 Exemplare geben wird, noch werden die gezeichneten Männer alle sein. Der männliche Oberkörper, ob tätowiert oder nicht, steht im Zentrum dieser hyperrealistischen Bleistiftarbeiten. Und »Ordnung durch Schütteln« nennt sich schließlich geradezu programmatisch die Plakatwand, die Trixi Groiss in Wien realisierte. Heftig bewegte Köpfe von unprominenten oder auch prominenten Menschen sind dort zu sehen, als wollten sie den Betrachter das »Hirnschütteln« (Groiss) lehren....
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