Artist Ausgabe Nr. 48

Portraits

Paloma Varga Weisz | Isabell Heimerdinger | Peter Zimmermann | Anna Guðjónsdóttir | Christoph Girardet

Interview

Thomas Olbricht

Page

Till Freiwald

Künstlerbeilage

Olaf Nicolai

Portrait

Projection, 2001, Diaprojektion (Detail), Courtesy chouakri brahms berlin, Berlin u. Meyer Riegger Galerie, Karlsruhe

Textauszug

Isabell Heimerdinger
Am Ende: Die Besucher verlassen nach der Vorstellung das Filmtheater. Genau in diesem ernüchternden Moment werden sie von Isabell Heimerdinger photographiert, mit langer Belichtungszeit, schließlich ist es ja dunkel. Die Resultate dieser ästhetischen Lichtspielimpressionen erinnern mit ihren verschwommenen Aufnahmen ein wenig an Gemälde von Gerhard Richter - oder spielen an verwackelte Amateurphotos aus der Zeit an, als die Apparate noch nicht alles selbst gemacht haben und so noch subjektiven Fehlleistungen eine zu nutzende Chance ließen. Fest steht bei den 80 Dias der Reihe »Projection«, 2001, auf jeden Fall dieses: Plumpen Realismus sucht man hier vergeblich, Imagination ist gefragt.

Frei nach dem Motto »Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen«, das die New-Wave-Band »Fehlfarben« in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts durchaus ironisch, im selben Augenblick aber überaus lustvoll und programmatisch formuliert hat, nutzt auch Isabell Heimerdinger das Medium (Hollywood-)Film als vielseitiges Modell für spannungsreiche Konfrontationen von »tatsächlicher« Welt und deren Simulation, von dem Wechselspiel von »heutiger« Welt und der Erinnerung an sie, sowie für die Gegenüberstellung von »real-existierender« Welt mit den zu realisierenden oder »nur« zu erträumenden Alternativen und Utopien.


Raimar Stange