vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 66

Portraits

Dirk Stewen | Claudia Kapp | Harald Braun | Marlene Dumas | Eberhard Havekost | Michel Majerus

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Tilo Schulz

Künstlerbeilage

Wiebke Siem

Edition

Jürgen Paas

Portrait

Anonymous, 2005, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm, collection of the artist, Foto: Peter Cox

Textauszug

Marlene Dumas
»Painting is my oldest subject, fashion is my newest and beauty is my youngest.« In diesen lakonischen Sätzen teilt Marlene Dumas dem Leser ihres 1995 erschienenen Katalogs »Models« ihr künstlerisches Programm mit. Sie unterscheidet in ihrem Statement nicht zwischen Medium und Message, sondern die Malerei ist ihr in gleicher Weise Thema wie die Sujets, die sie mit Hilfe dieses Mediums be- und verhandelt.
Die kursorische, rasche und in gewisser Weise nackte Manier der Verfertigung legt den Akzent der Porträtierung auf Temperament und Temperatur der Dargestellten. Keiner der weiblichen Köpfe ist durch äußere Attribute wie Kleidung, Schmuck oder Haartracht sozial charakterisiert, allenfalls erfolgt eine Unterscheidung nach dem Alter. Auf das, was wir ganz essentiell unter Persönlichkeit verstehen (»Höchstes Glück der Menschenkinder ist doch die Persönlichkeit«, Goethe). Paradoxerweise unterstreicht der gleich- macherische Zugriff von Medium, Format, Frontalität in der Darstellung plus serielle Hängung noch die Singularität der einzelnen Köpfe. Der Betrachter, ge- und verführt durch diese identischen Bildparameter, sucht umso intensiver nach Gemeinsamkeiten und Universalien - und wird von Dumas dabei grandios in die Irre geführt: es gibt keine. Bei aller Gleichheit ist jedes Bild verschieden. Das ist nicht nur bei den »Models« der Fall, sondern ebenso bei den »Rejects«, den »Females« , den »Underground« Porträts oder den »Black Drawings«, alles Serien, die bereits über den Gattungsbegriff der Titel eine Identität in Anschlag bringen, welche die Einzelbilder wieder abweisen.

Michael Stoeber