vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 66
Portraits
Dirk Stewen | Claudia Kapp | Harald Braun | Marlene Dumas | Eberhard Havekost | Michel MajerusPortrait
What looks good today may not look good tomorrow, Installationsansicht kestnergesellschaft, 2005, © Estate Michel Majerus, Courtesy neugerriemschneider, Berlin, Foto: Doris Leuschner
Textauszug
Michel MajerusDabei sind vier wesentliche Motive bei Michel Majerus auszumachen: die Kombination gestischer und abbildender Formen, das inhaltliche Aufgreifen von Alltagszeichen (Label, Waschmittel, Logos) und Popkultur (Techno-Musiker, Game-Figuren, Animations- Helden) sowie das Überlappen digitaler, traditioneller und industrieller Bildproduktion und schließlich deren Verwendung als Bestandteile von Rauminstallationen. Zugleich scheute Majerus Riesenformate nicht, wie in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen ist.
Das malerische Verfahren von Michel Majerus wird gern mit dem Sample und Remix in der DJ-Kultur verglichen. Die musikalischen Vorlieben, die sich in den Gemälden auffinden, legen dies auch nahe: DJ Sven Väth in einem Bild, Keith Flint von Prodigy im nächsten. Ebenso wurde der DJ in den neunziger Jahren, in denen Majerus künstlerischer Anfang liegt, selbst zu einem Künstler hochgejubelt. Das Verfahren des sich an musikalischen Elementen Bedienens, um sie zu neuen, Begeisterung schaffenden Dingen (das heißt zu extatischem Tanzen) umzuformen, die von einer Vielzahl Menschen anstelle einer kleinen Klientel angenommen werden, wurde von der bildenden Kunst als Anregung begriffen. Das Mixen musikalischer Fragmente, den Samples, erneuerte das post-moderne Zitieren. Während das Zitat eine inhaltliche (sinnstiftende oder sinnentleerende) Auseinandersetzung impliziert, ist das Sample ein strukturelles Element der Musik, ein eigenständiges Instrument sozusagen. Gemeinhin versteht sich unter dem Sample aber auch das wieder erkennbare Element. Auf die Malerei bezogen hieße das: ein malerischer Gestus zitiert kein Informel oder Abstract Expressionism, sondern der malerische Gestus ist Bestandteil des Bildrepertoires und der künstlerischen Sprache.
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