vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 62
Portraits
Michael Beutler | Rudolf Herz | Christoph Schlingensief | Elaine SturtevantInterview
Gèrard A. GoodrowPage
Claudia u. Julia MüllerKünstlerbeilage
Regina MöllerEdition
Natascha BorowskyPortrait
Sturtevant: »Gonzalez-Torres Untitled (Go-Go Dancing Platform)«, 1995, Holz, Glühbirnen, Acrylfarbe, Kabel und Walkman, Go-Go Tänzer mit kurzen, silbernen Lamée Shorts, 54,5 x 183 x 183cm (Plattform), Leihgabe der Galerie Hans Mayer, Düsseldorf. Foto: Courtesy Museum für Moderne Kunst, Frankfurt
Textauszug
Elaine SturtevantAber noch einmal: Was will die Künstlerin? Worin liegt ihre Originalität? Was sie will ist viel schwerer zu beschreiben als das, was sie nicht will, und viele sind schon ausgeglitten auf dem Glatteis, der von Sturtevant sehr eigenwillig benutzten und definierten Begriffe. So wie sie nicht die Bannerträgerin postmoderner und kapitalismuskritischer Diskurse sein will, eignet sie sich auch nicht zur Illustratorin Baudrillardscher Thesen, die immer wieder gerne herangezogen werden, um ihren künstlerischen Ansatz zu erklären. Sturtevant hat ihre Arbeit längst gemacht, als Baudrillard mit der »Agonie des Realen», dem »Tod der Kunst« und dem »planetarischen Simulakrum« kommt.
Liest man nach, wie Sturtevant in Gesprächen ihr Werk beschreibt, geht es ihr im Gegenteil um Lebendigkeit und Leidenschaft, glaubt sie fest an künstlerische Kraft und Authentizität.
Als Arning ihr im Interview entgegenhält, dass einige Kritiker ihre Kunst für »kalt« und »intellektuell« halten, wendet sie ein: »Aber nicht doch! Meine Arbeit ist voller Substanz und Leidenschaft. Sie basiert übrigens auf intuitivem Wissen, das den geistigen Funken auslöst«. Dieses »intuitive« Wissen hat auch nichts mit feministischem Furor zu tun, der ebenfalls mit Sturtevants Werk in Verbindung gebracht wurde: Die weibliche Künstlerin, die die Machtposen männlicher Künstler durch Verdop- pelung ironisiert. »Kritik und Kommentierung« der von ihr replizierten Werke interessieren sie, wie sie feststellt, »nicht im Geringsten«, und Arnings Insinuation, ob es nicht etwas zu bedeuten habe, dass »sie ausschließlich männliche Künstler nachempfinde«, wehrt sie als Zumutung mit einem entschiedenen »Nicht doch, diese Frage« ab.
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