vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 62
Portraits
Michael Beutler | Rudolf Herz | Christoph Schlingensief | Elaine SturtevantInterview
Gèrard A. GoodrowPage
Claudia u. Julia MüllerKünstlerbeilage
Regina MöllerEdition
Natascha BorowskyAusstellung
Carol Bove, Tower of the Prophet, 2002, Stapel aus 68 Büchern, Courtesy Künstlerin
Textauszug
»Formalismus«Moderne Kunst heute« Wie man auf die Idee kommen kann, eine Gruppenexhibitions ausgerechnet unter dem Titel »Formalismus« unter den Vorzeichen »moderner Kunst, heute« auszurichten? Abwegig ist das nicht. Im Gegenteil. Zwischen Kunstmarkttrends wie Diskursmoden finden sich genug Gründe für diese Entscheidung; ja selbst ein oberflächlicher Blick über die Produktpalette, die Galerien und Kunstmessen derzeit so featuren, liefert Symptome genug, um das »Moderne« als ‘in’ - als einen Brennpunkt im Fokus zeitgenössischen künstlerischen Tuns deutlich erkennbar werden zu lassen.
Mit seiner Ausstellung will Yilmaz Dziewior die These behaupten, »dass sich Formalismus und ‘Inhaltismus’, anders als es derzeit in vielen Diskursen vermittelt wird, nicht per se ausschließen«. Mit anderen Worten: Die Schau probiert eine Art dritten Weg, der sich einerseits gegen z. B. die immer noch beliebte (nicht nur) konservative Feuilleton-Praxis, den aktuellen Malerei-Boom (Sinnlichkeit und Form bzw. Marktargumente) gegen Theorie-Ausstellungen (Kopflastigkeit und Kunstlosigkeit bzw. Diskurslegitimation) wie etwa die letzte Berlin-Biennale auszuspielen, absetzt. Der zugleich aber auch einem dogmatisch übersteigerten Inhaltismus mit der Frage zu begegnen versucht, welchen Stellenwert »heute ästhetische Überlegungen im Zusammenhang einer konzeptuellen und gesellschaftsrelevanten Kunst ein[nehmen]«.
Der anvisierte dritte Weg endet in Hamburg an einer Aussichtsplattform mit teilweisem Überblick. Von da aus wird aber wenigstens deutlich, an welchen Stellen es sinnvoll weitergehen könnte.