Artist Ausgabe Nr. 121

Portraits

Banu Cennetoglu | Fabian Treiber | Paul Czerlitzki | Kaari Upson

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Barbara Probst

Edition

Fabian Treiber

Ausstellung

Vivian Greven, Leea, 2017, Öl auf Leinwand, 120 x 110 cm, Courtesy SETAREH, Foto: Ivo Faber, © die Künstlerin

Textauszug

»Jetzt! Junge Malerei in Deutschland«
Woher kommen heute die entscheidenden Impulse für die Malerei? Diese Fragestellung steht im Fokus des Ausstellungsprojektes. Ist es eine konsequent betriebene Expansion der Malerei oder ist die eigentlich konzeptuell virulente Stelle der Malerei tatsächlich heute dort zu suchen, »wo sich die Malerei mit ihrer strukturellen Begrenztheit auf den flachen Bildträger auseinandersetzen muss?« Die Kuratoren beschränken die Auswahl auf Positionen, die ihre Auseinandersetzung mit dem Medium tatsächlich auf der begrenzten Fläche des Bildgevierts austragen, um durch diese Konzentration »zu belastbaren Aussagen zukommen, welche Möglichkeit das gemalte Bild - gerade vor dem Hintergrund einer umfassenden Digitalisierung - heute noch hat«. »Es geht um die Malerei als Bild, also nicht um installative oder multimediale Erweiterungen des Mediums«, so eine der zentralen Prämissen des Projektes.«

Somit geht es den Kunstscouts Stephan Berg (Bonn), Alexander Klar (Wiesbaden) und Frédéric Bußmann (Chemnitz) nicht um Trends, Diskurse oder drängende Themen, sondern um eine ganz bestimmte Gattung, die Malerei. Das ist schon eine Ansage: Während auf der einen Seite immer wieder betont wird, dass die Unterteilung der Künste in Gattungen obsolet sei und stattdessen das freie Vagabundieren zwischen Malerei, Fotografie, Skulptur, Zeichnung, medialen Künsten und und und (Textilkunst, Performance, Tanz, Theater…) gefordert und auch von vielen Künstlern längst praktiziert wird, jetzt wieder diese Rückbesinnung auf
ein spezielles Medium, das da Malerei heißt.

Niemals ist es die Skulptur oder die Fotografie, die so programmatisch zur Selbstbehauptungs-Nabelschau einlädt – ob »Der zerbrochene Spiegel« (1993), »Das Abenteuer der Malerei« (1995), »deutsche malerei zweitausenddrei« (2003) oder »Painting 2.0« (2015) –, es ist immer wieder die Malerei, die als Gattung auf dem Prüfstand steht. Die Königsdisziplin. Und vielleicht, weil man sich dieses Antagonismus´ in Zeiten der schon so weit fortgeschrittenen Öffnung der Gattungen überdeutlich bewusst ist, geht man noch einen Schritt weiter (zurück) und setzt Malerei mit der Bildform des Tafelbildes gleich.

Auffällig ist der starke weibliche Auftritt. Nicht nur zahlenmäßig sind die Frauen den Männern überlegen; es gibt auch unter den herausragenden Talenten sehr viele Frauen. Die betörend schönen und geheimnisvollen Bilder von Vivian Greven ziehen die Blicke nicht nur im ersten Moment auf sich, sondern halten ihnen auch bei der wiederholten Begegnung stand bzw. intensivieren noch ihren Bann. Die 1985 in Bonn geborene Künstlerin hat bei den Professoren Siegfried Anzinger und Thomas Grünfeld in Düsseldorf studiert. Ihr gelingt eine sehr gekonnte Durchdringung von klassizistisch-rückwärtsgewandter Tradition und der glatten Ästhetik digitaler Oberflächen. Aber auch weitere Gegensatzpaare lassen sich formulieren, die sich in ihren Bildern durchmischen: Berührung und Distanz – Emotionalität und Erstarrung – Wärme und Kälte – Fläche und Körper – Abstraktion und Figuration – usw. Im Zusammendenken vermeintlicher Gegensätze deckt sich ihre in Stilistik und Ausdruck absolut singuläre Position mit den Konzepten vieler Kolleg*innen.

Eine Bestandsaufnahme aktueller Malerei, warum nicht, das klingt vielversprechend, gerade weil sie von den auf künstlerische Innovation abonnierten Großveranstaltungen wie Documenta, Manifesta und Biennalen eher ausgeklammert wird, wo malerische Positionen seit Jahren höchstens als Randerscheinungen geduldet werden. Was aber nicht heißt, dass ihr jede Öffentlichkeit verweigert würde – im Gegenteil. In Galerien, Museen und auf Messen gibt es genug davon, und auch in den Akademien wird offenbar gemalt, was das Zeug hält. Wenn es also die Anstrengung einer konzertierten Aktion wie »Jetzt!« bedarf, um zu zeigen, »dass ein so altes Medium wie die Malerei frisch, aktuell und vielfältig sein kann« (Stephan Berg), dann sollte das Ergebnis doch deutlich von dem abweichen, was in eben jenen Galerien, Museen und auf Messen gang und gäbe ist. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach Sinn und Motivation einer Beschränkung auf die zwischen 1979 und 1989 Geborenen. Funktioniert die Kompensierung eines »alten Mediums« durch ein spezielles Aufgebot junger Künstler*innen besser?

Sabine Elsa Müller