vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 70
Portraits
Jürgen Drescher | Sven Johne | Stefan Panhans | Katharina Grosse | Hans HaackePage
Stephan MörschPolemik
Hans-Jürgen HafnerEssay
Michael StoeberKünstlerbeilage
Achim BertenburgEdition
Hartmut NeumannEssay
Textauszug
»Väter und Söhne«Kunst kommt von Kunst. Schon immer. Das ist eine Binsenweisheit. Die Söhne errichten ihr Werk auf dem Grund der Väter. Damit Neues entstehen kann, ist Abriss vonnöten. Der Angriff auf die gesicherten Werte der Vergangenheit erfolgt in der Regel mehr oder weniger radikal. Nicht immer als aggressiver Vatermord wie Robert Rauschenbergs Ausradierung einer de Kooning-Zeichnung (die sich der junge Künstler im Jahre 1953 höflich von diesem Älteren als Geschenk erbeten hatte, ihn zuvor von seinem Vorhaben in Kenntnis setzend). Oft genug ist der Gestus der Entthronung ein eher ironischer wie Roy Lichtensteins »Brushstroke« (1964), mit dem er die idiosynkratische Malerei der Väter souverän parodiert. Überhaupt sind die sechziger und siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts heroische Zeiten in der Kunst der Moderne. Die amerikanische Pop Art und die europäischen nouveaux réalistes rebellieren gegen die abstrakten Expressionisten, die arte povera favorisiert aktionistische und alchimistische Praktiken, der Minimalismus propagiert einen künstlerischen Neoplatonismus, und die Concept Art verwirklicht ein halbes Jahrhundert nach Duchamp dessen Forderung nach einer nicht-retinalen Kunst.