Artist Ausgabe Nr. 51
Portraits
Beate Gütschow | Bernhard Martin | Jeppe Hein | Markus Selg | Clay Ketter | Sophie CalleInterview
Christoph KellerPage
Dieter FroelichPolemik
Thomas WulffenKünstlerbeilage
Andreas Karl SchulzePortrait
Jeppe Hein, Foto: Raimar Stange »Discovering Your Own Wall«, Zeitgenössische Kunst und Kritik, Kokerei Zollverein Essen 2001, Foto: Roman Mensing
Textauszug
Jeppe HeinBewegende Momente III.: In der Ausstellung »Arbeit Essen Angst« im Kokerei Zollverein in Essen inszenierte Jeppe Hein letztes Jahr ein Wasserspiel der irritierenden, ja beängstigenden Art. Zunächst steht der ratlose Betrachter vor einer mit Wasserfontänen abgezäunten viereckigen Fläche. Nähert er sich diesem feuchten Zaun, dann fällt dieser plötzlich in sich zusammen. Der Eintritt in den dermaßen freigelegten Raum ist jetzt problemlos möglich geworden. Doch kaum hat man den Transfer in diesen Raum vorgenommen, schießt der Wasserzaun wieder bedrohlich empor. Gefangen im Aqua-Gefängnis bleibt nur ein Ausweg: Möglichst nah an die dichten Wasserstrahlen heranzugehen, denn dann fallen sie erneut wie von unsichtbarer Hand befohlen in sich zusammen. Wasserscheue, Mut und Platzangst(2) treten so in ein spannungsreiches Wechselspiel ein. Nur wer wagt, entrinnt aus dieser nassen Hölle! Last, but not least, in der Arbeit »Did I Miss Something«, 2001, kombiniert der Künstler Bank und Fontäne so unterhaltsam wie erschreckend. Setzt man sich nämlich auf die idyllische Holzbank, die vor einem kleinen Teich aufgestellt ist, so schnellt urplötzlich ein aufbrausender Wasserstrahl in der Mitte des Teiches empor.
»Swing«, so lautet derzeit das überaus heitere Lebensmotto von Jeppe Hein. In Bewegung setzen bedeutet für den jungen Künstler halt vor allem »Positive Vibrations« (Bob Marley) zu initiieren. Eine dezidiert politische Analyse oder Kritik sucht man in diesem klug vernetzten Werk dann auch meist vergebens, dafür aber findet sich hier stets eine präzise Nutzung und Weiterentwicklung des künstlerischen Vokabulars, das vor allem im letzten Jahrzehnt im Spannungsfeld von Design und »Kunst als Dienstleistung«, von Minimal Art und Institutionskritik sich entwickelt hat. Künstler/Innen wie Angela Bulloch, Olafur Elliasson oder auch Robert Morris(3) könnten hier Pate gestanden haben, mehr aber auch nicht, denn längst bewegt sich der 1974 in Kopenhagen geborene Jeppe Hein souverän genug in dem von ihm sorgfältig abgesteckten ästhetischen Terrain.
Sie wollen mehr? Dann bestellen Sie doch direkt diese Ausgabe
> bestellen