Artist Ausgabe Nr. 51
Portraits
Beate Gütschow | Bernhard Martin | Jeppe Hein | Markus Selg | Clay Ketter | Sophie CalleInterview
Christoph KellerPage
Dieter FroelichPolemik
Thomas WulffenKünstlerbeilage
Andreas Karl SchulzePortrait
Surface Habitat with Void, 1997, Mixed Materials, 225 x 220 x 70 cm, Courtesy Galerie Vera Munro, Hamburg
Textauszug
Clay KetterKetter, der seinen Lebensunterhalt während des Kunststudiums in New York als Zimmermann und Bauhelfer unter anderem auch beim Auf- und Abbau von Ausstellungen in Galerien und Museen verdiente, bewegt sich ästhetisch an den Schnittstellen von Malerei, Architektur, Archäologie des Alltags und skulpturaler Konstruktion. Gleichzeitig betreibt er so etwas wie Feldforschung im Bereich der Versöhnung zwischen Kunst und Arbeitswelt.
Wenn Clay Ketter in »Surface Habitat with Void« (1997) Elemente einer IKEA-Einbauküche aus weiß beschichtetem Sperrholz in ein Ensemble aus verspachtelten Trockenbauwänden, MDF-Platten und zwecks späterer Verfliesung mit dem Zahnspachtel streifenmusterartig präparierten Wandputz einbettet, so spielt er nicht nur einmal mehr mit den ästhetischen Qualitäten bauhandwerklicher Tätigkeit. Er rekurriert auch, wie in fast allen seiner dreidimensionalen Raumobjekte, auf die auf Expansion bemühte Stellung des schwedischen Weltkonzerns. »Daß ich IKEA-Produkte benutze«, sagt er, »ist nicht frei von Ironie«. »Entdecke die Möglichkeiten«, das Versprechen von IKEA, des mittlerweile weltgrößten Möbelkonzerns, entpuppt sich nämlich bei näherer Betrachtung als zynischer Kommentar eines Konsumverhaltens, das zunehmend im Einheitsbrei der »predetermined standards«, globaler Gleichmacherei und Monokultur erstickt. Für Norbert Elias galten »Wohnstrukturen als Anzeiger gesellschaftlicher Strukturen« - die von Ketter duplizierten modernen Standards in ihrer authentisch vorgeführten Sterilität sind ästhetisch zwar überaus reizvoll arrangiert, aus kulturanthro-pologischer Sicht jedoch markieren sie einen geradezu verheerenden Kulturverlust. Ketter nimmt´s gelassen: »Was in kultureller Hinsicht verloren gegangen ist, wird in ästhetischer Hinsicht zurückgewonnen«.
Sie wollen mehr? Dann bestellen Sie doch direkt diese Ausgabe
> bestellen