Artist Ausgabe Nr. 49
Portraits
Simon Starling | Björn Melhus | Ceal Floyer | Carsten Höller | Maria EichhornPortrait
Upside Down Mushroom Room, 2000, Ausstellung: Fondazione Prada, Mailand, Foto: Attilio Maranzano, Courtesy Schipper & Krome, Berlin
Textauszug
Carsten HöllerCatrin Backhaus über
Wird eine Tonfolge besser, wenn Schwärme kleiner Finken sie aus den Bäumen zwitschern? Wie lange muß man mit den Vögeln dafür üben? Stimulieren die fast natürlichen Triller andere Zentren des weiblichen Gehirns als der Gesang eines Mannes? Eine kleine, eher einem Florilegium der Liebe als dem Geschichtsbuch abgelauschte Historie begründet das Projekt »Loverfinches«, in dessen Verlauf Carsten Höller (geboren 1961) sowohl zehn von ihm aufgezogene Finken ausstellte als auch das vorangegangene Training der Vögel auf einem Videotape dokumentierte. Ein im achtzehnten Jahrhundert im süddeutschen Rosenau beheimateter Baron wurde trotz heftigen Werbens nicht erhört. Er heckte einen romantischen Plan aus, sammelte alle jungen Finken aus den Nestern seines Parks und brachte ihnen die Liebeslieder bei, die er unter dem Fenster der Schönen zu singen pflegte. Die Geschichte ging doppelt gut aus: Sie erkannte die Weisen, wie zweihundert Jahre später auch Ornithologen, deren Meßgeräte die besonderen Tonfolgen im Gesang der Rosenauer Finken aufspürten.
Sie wollen mehr? Dann bestellen Sie doch direkt diese Ausgabe
> bestellen