Artist Ausgabe Nr. 43
Portraits
OLAF NICOLAI | RUPPRECHT MATTHIES | Björn Dahlem | GISELA KLEINLICH | Lothar Ebner | JASON RHOADESPortrait
\"locker\", 1999, Edelstahl, farbig, drehbar, 500 x 250 cm, Hamburg
Textauszug
RUPPRECHT MATTHIESIn der Malerei gibt es die Möglichkeit der immer weiter fortschreitenden Differenzierung und Verfeinerung der eigenen Ausdrucksmittel. Es gibt aber auch die Möglichkeit der groben Vereinfachung. Man bricht die Suche nach der definitiven Form ab und produziert einfach etwas völlig Undefinierbares:
Kreise, Spiralen, Wellen, Flecken oder Tropfen. Das sind die Grundformen, die Rupprecht Matthies zum Ausgangspunkt seiner Malerei macht. Formen, die durch ihre minimale Definiertheit eine maximale Offenheit für alle möglichen Verwendungszwecke garantieren. Blaue Kreise auf grünem Grund zum Beispiel können bei Matthies sowohl als Bild vorkommen wie auch als Muster für Tapeten.(1) Ein Muster aus länglichen Tropfenformen, die wie Wirbel an einem endlosen Rückgrat angeordnet sind, ist erst Bild, um dann aus Sperrholz ausgeschnitten als rundlaufendes Fries in einem Ausstellungsraum installiert zu werden (2).
Ähnlich verfährt Matthies, wenn er einfache, aber doch emotional stark konnotierte Worte wie »öffnen, alleine, leicht, einFACH« aus Plexiglas aussägt und ohne Kommentar oder bestimmten Adressaten an eine Wand hängt. In dem Moment, wo ein Wort so ausgestellt wird, wird es zu einem Gegenstand, mit dem man in Gedanken spielen kann. Man kann das Wort auf sich beziehen oder auch nicht. Wenn man es auf sich bezieht, kann man sich fragen, warum eigentlich. Warum klingt »leicht« absolut positiv und »alleine« nach Katzenjammer? Man kann auch den Sprachgebrauch befragen: Sagt man das so? Ja, man sagt Sachen wie »Kann ich so gehen?« oder »Kann ich jetzt schlecht erklären«. Und man erkennt sich oder andere wieder, wenn man eine solche Wendung plötzlich als Objekt aus grünem Plexiglas vor sich hängen sieht.
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