vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 65

Portraits

Michael Sailstorfer | Simon Dybbroe Moller | Monica Bonvicini | Gregory Crewdson | sarah lucas

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Werner Reiterer

Künstlerbeilage

Jan Timme

Portrait

D-IBRB, 2002, Sportflugzeuge, Holz, Strom, 170 x 250 x 120 cm, Courtesy Galerie Zink & Gegner, München

Textauszug

Michael Sailstorfer
Dysfunktional eingesetzte Gegenstände oder einer neuen Bestimmung zugeführte, der Zirkulation des Gebrauchs entzogene Dinge bilden ein Grundrepertoire im Werk von Michael Sailstorfer. Stummen Objektwelten eine Sprache zu verleihen, den Blick auf eigentlich nicht vorgesehene, dennoch existente Verwendungs- möglichkeiten zu lenken, scheint ein weiterer Impuls seiner skulpturalen Arbeiten.

Auch das Baumhaus aus den Überresten zweier Segelflugzeuge (»D-IBRB«, 2002) verfolgt diese Strategie der Überblendung vielschichtig konnotierter Dinge, die den Traum vom Fliegen und den vom Baumhaus in einem Objekt synthetisieren. Die verschiedenen Entwicklungs- stufen des Materials bleiben dabei stets sichtbar und legen sich wie eine narrative Schicht auf das gebaute Objekt, das Form und Funktion zu einer neuen Einheit fügt. In der ebenfalls in der Ursula Blickle Stiftung installierten Außenarbeit »Elektrosex« hingegen geht es eindeutig um die Dynamik, aber auch die Ästhetik des Moments. Zwei Straßenlaternen sind so installiert, dass sie sich sanft entgegenneigen und fast berühren.
In regelmäßigen Abständen entlädt sich zwischen diesen beiden Lampen eine heftige Ladung Strom in Form kleiner Blitze, die in ihrem elektrischen Impuls die Dinglichkeit der Laternen zu transzendieren scheinen. Die Laternen selbst wiederum, die im Garten der Stiftung mehr als surreal wirken, arbeiten mit der Suggestionskraft der bekannten Form, der Spannung zwischen Faszination und Gefahr, der sichtbar gewordenen Energie. Als Transfor- mationen des Alltäglichen wirken sie wie ein dreidimensionales Bild im Raum, das einen kurzen Moment energetischer Entladung konserviert.

Vanessa Joan Müller