vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 65
Portraits
Michael Sailstorfer | Simon Dybbroe Moller | Monica Bonvicini | Gregory Crewdson | sarah lucasInterview
Stephan Schmidt-WulffenPage
Werner ReitererPolemik
Raimar StangeEssay
Thomas WulffenAusstellungen
»A Lucky Strike. Kunst findet Stadt«Künstlerbeilage
Jan TimmeEdition
Thomas RentmeisterPolemik
Textauszug
»Asthetizismus statt Engagement«Weite Teile jüngerer zeitgenössischer Kunst funktionieren heuer leider ähnlich oberflächlich. Soll heißen: Formale und technische Beherrschung laufen dort leer, z. B. bei vielen auf dem ersten Blick intelligenten neokonzeptuellen Ansätzen bis hin zu den »früh vergreisten Akademikern« (Holger Liebs) der »Leipziger Schule«. Bar jeder inhaltlichen Brisanz wird zwar von den Artist/innen virtuos ausgespielt, was die (avantgardistische) Kunstgeschichte zur wohlfeilen Verfügung stellt, die Frage nach der (gesellschaftspolitischen) Notwendigkeit - man beachte die tiefere Bedeutung des Wortes! - der jeweiligen ästhetischen Formulierung wird jedoch mehr oder weniger bewusst nicht gestellt.
Sind wir also wieder soweit: Großartige, oberflächlich formalistische Kunst als sinnliches, historisch abgesichertes Event, das sich in dem Erleben, ja gar körperlichen Erfahrung von Atmosphären und Klängen erschöpft. Da frohlockt der Markt und das (selbst)kritische Gewissen, das sich vielleicht noch an Stichworte wie »nonretinale Kunst«, »Konzept« oder »kritischer Diskurs« erinnert, wird flugs mit ein, zwei Gläsern Prosecco fröhlich hinfort geprostet.