Artist Ausgabe Nr. 85
Portraits
Almut Linde | Stephan Baumkötter | Preechaya Siripanich | Poul Gernes | Peter BöhnischInterview
Roland NachtigällerPage
Beate GütschowEssay
Thomas WulffenKünstlerbeilage
Susanne HanusPortrait
untitled, 2007, acrylic, pastel, wax crayon on paper, 42 x 29,5 cm, Fotos: Matthias Kolb
Textauszug
Peter BöhnischAuf Böhnischs Bildern, egal ob groß- oder kleinformatig, tauchen Sujets und Motive auf, die man in der zeitgenössischen Malerei und Ausstellungspraxis eigentlich seit mehreren Jahrzehnten nur noch selten gesehen hat: Neben dem mehrfach variierten Motiv eines »Daniel in der Löwengrube« begegnet dem Betrachter zum Beispiel auch Jona, kurz bevor er von einem großen Fisch verschlungen wird, und immer wieder arkadisch gestimmte Paradies-Garten-Szenen. Man könnte argumentieren, die Kunst von Peter Böhnisch sei unzeitgemäß, ja rückwärtsgewandt. Zu viele „»falsche« Harmonien, zu viele Bibelzitate, zu wenig Einbindung in den aktuellen Diskurs zeitgenössischer Kunstproduktion.
Doch eine solche rein malereikritisch motivierte Argumentation, wie sie von Vertretern einer gesellschaftskritischen »avancierten« Kunstkritik gerne ins Feld geführt wird, wird der Kunst von Peter Böhnisch nicht gerecht. Nach fast zwei Jahrzehnten konzeptueller, neo-minimalistischer und formalistischer Malerei betritt mit Peter Böhnisch plötzlich wieder ein Maler die Bühne, der seine Bilder aus der eigenen Fantasie und dem eigenen Einfühlungsvermögen schöpft und dessen zeitlos gültiger Zugriff auf mystische und biblische Urbilder sowie die Grundmotive der Conditio Humana ganz offenbar beim Publikum auf Wahrnehmungsrezeptoren trifft, die lange Zeit keinen spezifischen Reizen mehr ausgesetzt waren. Darin unterscheidet sich sein Werk auch ganz grundlegend von dem der Maler der »Neuen Leipziger Schule«, deren Bilder zwar ebenfalls aus figurativen und abstrakten Elementen zusammengesetzt sind, aber in ihrer melancholischen und stark von deutschen Befindlichkeiten geprägten Grundstimmung wesentlich konstruierter und stilisierter, vielleicht auch berechnender wirken.
Sieht sich Peter Böhnisch als Vertreter einer neuen Sensibilität und Universalität in der Malerei? »Ich versuche, mir da nicht so viele Gedanken zu machen. Ich möchte mit etwas in Kontakt treten, das immer da ist. Nach dem vielleicht viele Menschen Sehnsucht haben und das mit Dingen zu tun hat, die man nicht erklären kann. Vielleicht könnte man das auch mit Freude umschreiben, obwohl meine Bilder nicht nur freudig sind.«
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