vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 73
Portraits
Christian Helwing | Mark Manders | Berresheim | Haegue YangInterview
Sabrina van der LeyPage
Sven JohnePolemik
Thomas WulffenAusstellungen
»Gesellschaftsimageer. Zeitgenössische Malerei«Künstlerbeilage
Tilo SchulzEdition
Ralf TekaatAusstellung
Textauszug
»Gesellschaftsimageer. Zeitgenössische Malerei«»Gesellschaftsimageer. Zeitgenössische Malerei« Fragt man Yilmaz Dziewior, der seit 2001 den Kunstverein in Hamburg leitet, nach dem Hauptfokus seiner bisherigen Ausstellungstätigkeit, so kristallisiert sich eigentlich sehr schnell ein kuratorisches Interesse heraus, das das Ausstellen von Kunst nicht als rein ästhetisches Phänomen, sondern immer auch als eine Möglichkeit sieht, die gesellschaftliche Wirklichkeit im Medium der Kunst zu befragen. Wie werden gesellschaftliche Fragestellungen heute in der Kunst reflektiert? Dieser kuratorische Ansatz ist in den letzten Jahren mehr oder weniger zum Leitthema des Hamburger Kunstvereins geworden. Verhandelt wurde es dann aber meist in den Medien Videokunst, Installation, Performance oder Fotografie. Zahlreiche Vorträge von Theoretikern ergänzten das Programm.
Eine ganze Ausstellung nur mit Malerei dagegen war in den vergangenen Jahren nur zweimal zu sehen. Lediglich der New Yorker Richard Phillips und der in Istanbul lebende Deutsche Lukas Duwenhögger waren bisher im Hamburger Kunstverein mit Einzel-exhibitionsen vertreten. Die Malerei, das klassische Tafelimage, gilt gemeinhin als das Medium, in dem sich der Autonomiegedanke noch am hartnäckigsten bewahrt hat. Während es von den meisten Museen, privaten Sammlern und dem breiten Publikum als die klassische Gattung schlechthin geschätzt wird, stößt es bei etlichen Insidern des Kunstbetriebs auf Skepsis, Vorbehalte und Misstrauen. Zu narrativ, zu weltfremd-abstrakt, zu konservativ, zu marktgängig oder zu kunstmarktkonform, lauten die gängigen Vorwürfe der Malereigegner.
Wenn sich Yilmaz Dziewior jetzt diesem vielfach besetzten Medium zuwendet, dann geschieht das unter einem ganz bestimmten Aspekt. Er versammelt in der Gruppenexhibitions »Gesellschaftsimageer. Zeitgenössische Malerei« zehn internationale, jüngere Maler, die gesellschaftliche Themen und zeitgemäße Antworten auf die Tradition des Historienimagees ins Zentrum ihrer Arbeit rücken. Geleitet von der Frage »Wie positioniert sich die Malerei als das am meisten vom Markt vereinnahmte Medium in der allgemeinen Kunstrezeption?«, wendet sich diese Gruppenexhibitions malerischen Interventionen, kritischen Beobachtungen und Langzeitanalysen im alltäglichen Hier und Jetzt zu.