vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 73
Portraits
Christian Helwing | Mark Manders | Berresheim | Haegue YangInterview
Sabrina van der LeyPage
Sven JohnePolemik
Thomas WulffenAusstellungen
»Gesellschaftsimageer. Zeitgenössische Malerei«Künstlerbeilage
Tilo SchulzEdition
Ralf TekaatInterview
Textauszug
Sabrina van der LeyJ.K.: Galerien wollen und müssen verkaufen. Dennoch: Dreht sich auf den Messen alles nur um rote Punkte? »Eigentlich hasse ich Kunstmessen. Mein Ziel ist es, eine Kunstmesse zu machen, die ich gern besuche und die sich gegen die starke Marktorientierung wendet, wobei ich denke, dass die Messen auch einen Bildungsauftrag haben«, so Gérard Goodrow im artist Interview (Nr. 62/2003). Wie halten Sie es mit dem Bildungsauftrag?
S.vdL.: Die Messe als moralische Anstalt? Das ist vielleicht etwas zuviel des Guten. Wir legen großen Wert darauf, dass das ART FORUM BERLIN deutlich mehr ist als ein reiner Kunstmarkt: Es ist auch Ausstellung, Künstler- werkstatt, Vermittlungsplattform, Streitplatz, Ort für Entdeckungen, sozusagen Kunst von »Kopf bis Fuß«. Für die Galerien ist es trotz allem am wichtigsten, möglichst viele neue Kontakte zu Kuratoren und Sammlern machen und zu verkaufen. Messen sind Verkaufs- und PR-Instrumente. Ein Messeauftritt ist sicherlich effektiver und u.U. sogar günstiger als drei teure Anzeigen in Hochglanzmagazinen.
J.K.: Rote Punkte, Auktionsrekorde und Besucherzahlen gelten mittlerweile als Garant für Qualität. Viele Medien scheinen diese Entwicklung nur noch zu spiegeln und nicht mehr zu hinterfragen. Hat ein entfesselter Markt die Macht in der Kunstwelt übernommen und die Kunstkritik an Deutungshoheit verloren?
S.vdL.: Ja, es ist bedauerlich, dass man von der Presse immer zuerst gefragt wird: was ist das teuerste Werk, was der nächste Geheimtipp, wer ist der nächste Star? Es dreht sich nur noch um Rekordzahlen, aber einzelne spektakuläre Auktionsergebnisse bilden die Breite des Kunstmarktes gar nicht ab. Da wünscht man sich zum einen mehr Analysefähigkeit seitens der Presse und zum anderen auch eine stärkere Hinwendung zu Inhalten, d.h. was bewegt Künstler gerade, wie findet sich das in den Werken wieder, welche Vergleiche lassen sich international ziehen? Gerade für solche Fragestellungen eignen sich Kunstmessen besonders, da man hier eine breit gefächerte internationale Übersicht erhält.