Artist Ausgabe Nr. 113
Portraits
Hiwa K | Axel Hütte | Ralph Schuster | Jan GrooverInterview
Christian Kaspar SchwarmPage
Fernando BryceEssay
Roland SchappertEdition
Ralph SchusterEssay
Raphael Brunk & Roland Schappert: »REISE INS NICHTS«, 2017, lichtechter Druck, 160 x 120 cm, © R. Brunk & R. Schappert und VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Textauszug
»Fundamental Digital 2«1979 veröffentlichte Jean-François Lyotard »Das postmoderne Wissen«. Im Auftrag des Universitätsrates der Regierung von Québec ging Lyotard dem Zustand der »Kultur nach den Transformationen« nach. Was er als Paradigmenwechsel mit veränderten Spielregeln der Wissenschaft, Literatur und Künste betrachtete, nannte er »postmodern« und bezog den entstandenen Zustand auf die gegenwärtige Krise der »großen Erzählungen«, die lange Zeit die Moderne beherrschten. Die von ihm bezeugte Skepsis gegenüber diesen Meta-Erzählungen hielt Lyotard für den Antrieb des postmodernen Wissens. Der Zersplitterung eines gemeinsamen Diskurses stellte er die Pragmatik der Sprachpartikel zur Seite und stellte lapidar fest: »Es gibt viele verschiedene Sprachspiele.« (Jean-François Lyotard: »Das postmoderne Wissen«, Wien 1986, S. 15)
Im Kontext der Kunst mit digitalen Mitteln und neuen Medien findet sich häufig folgendes Vorurteil: Es lassen sich zurzeit kaum neue spezifische Themen und individuelle Sichtweisen ausmachen, dafür aber umso mehr Anzeichen einer gemeinsamen Mediennutzungspraxis. Produzenten und Rezipienten, die oftmals im Spielfeld der Virtual und Augmented Reality zum Prosumenten vereint erscheinen, beschäftigen sich mit neuesten technologischen Entwicklungen. Sie versuchen mehr oder weniger weit in die Nutzeroberflächen und Programmcodes einzudringen, um ihre persönlichen Eingriffe und künstlerischen Interventionen erfahrbar und für andere erlebbar zu gestalten.
Die Kunsthistorikerin Tina Sauerländer, die als freie Kuratorin 2017 die internationalen Gruppenausstellungen »Reset III and VIRTUAL REALITY« in der Galerie Priska Pasquer in Köln und »Die ungerahmte Welt. Virtuelle Realität als Medium für das 21. Jahrhundert« im Haus der elektronischen Künste in Basel kuratierte, äußert hierzu im Gespräch mit R. S.: »Es ist die Aufgabe des Betrachters von VR-Kunst, nicht nur der Faszination für die neue Technologie zu erliegen, sondern dabei auch immer mit zu überlegen, welche künstlerische Aussage mit dem Gesehenen verbunden ist. Denn nur weil eine künstlerische Arbeit interaktive und spielerische Elemente enthält, ist sie noch kein Spiel. Ein Game-Programmierer hat einen anderen Anspruch an eine virtuelle Welt als ein Künstler.«