Oguibe beschäftigt sich in seiner Arbeit als Künstler, Kulturwissenschaftler und Kurator immer wieder mit Flucht und Migration. Für die documenta hat der 52-Jährige einen Obelisken angefertigt, der in Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch die Inschrift »Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt? aus dem Matthäus-Evangelium trägt. Der Obelisk sei »eine Arbeit, die eines der brennenden Themen der Gegenwart aufnimmt und mit der Formgebung einen Bezug zur Geschichte herstelt«, so der Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) zur Begründung. Das Werk sei den 60 Millionen Menschen gewidmet, die sich auf der Flucht befinden. Die Werke des aus Nigeria stammenden US-Künstlers wurden u. a. in New York, London und Zürich gezeigt. 2007 nahm er an der Biennale in Venedig teil, das Jahr, in dem Afrika erstmals mit einem Pavillon vertreten war. Oguibe setzt sich seit fast vier Jahrzehnten Erfahrung als Konzeptkünstler mit Themen zu sozialen und formellen Fragen auseinander. 2013 erhielt Oguibe für sein Lebenswerk den Kunstpreis des Gouverneurs von Connecticut. Er lebt und arbeitet in der Kleinstadt Rockville, Connecticut. Die documenta 14 in Kassel läuft noch bis zum 17. September.
Der von der Frankfurter Künstlerin Anne Imhof gestaltete deutsche Pavillon bekam den Goldenen Löwen als bester nationaler Beitrag. Kuratiert von Susanne Pfeffer. Zur Begründung der Jury: »Für eine starke und verstörende Installation, die drängende Fragen unserer Zeit stellt. Sie zwingt den Betrachter in einen beklemmenden Zustand. Imhofs Arbeit zeichnet eine präzise Auswahl von Objekten, Bildern, Körpern und Klängen aus, die eine eigenständige Antwort auf die Architektur des Pavillons gibt.« Anne Imhof zeigt eine etwa fünf Stunden lange bedrückende Performance. Unter dem Titel »Faust« spielt sie mit den Themen Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. In der fünfstündigen Choreographie bewegen sich die Performer im und rund um den Deutschen Pavillon, begrenzt durch Gitterzäune und Hunde, gespiegelt durch einen gläsernen Boden. Als einzige Nation erhielt Deutschland bereits sechsmal den Goldenen Löwen für den besten Länderbeitrag auf der Kunstbiennale Venedig: 1984 mit Lothar Baumgarten und A. R. Penck (Kommissar: Johannes Cladders); 1986 mit Sigmar Polke (Kommissar: Dierk Stemmler), 1993 mit Hans Haacke und Nam June Paik (Kommissar: Klaus Bußmann), 2001 mit Gregor Schneider (Kommissar: Udo Kittelmann), 2011 mit ChristophSchlingensief (Kuratorin: Susanne Gaensheimer) und nun auch 2017 mit derPräsentation von Anne Imhof (Kuratorin: Susanne Pfeffer). Als bester Künstler wurde der Franz Erhard Walther aus Fulda mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Der 77-jährige Walther zeigt ein großformatiges Werk aus Textil. Er ist bekannt für seine Werke und Installationen, die den Betrachter mit einbeziehen. Seine Arbeiten hätten einen »radikalen und komplexen Charakter«, so die Jury.
»Gesellschaft zur Wertschätzung des Brutalismus / The Brutalism Appreciation Society«, so der Titel einer Ausstellung im Hartware MedienKunstverein (HMKV). Mitte der 1950er Jahre entstand in Großbritannien der radikale Architekturstil des »Brutalismus«. Er zeichnet sich durch Sichtbetonwände und freiliegende Baumaterialien wie Metall, Stein und Ziegel aus. Heute verschwindet er zunehmend aus dem Stadtbild, denn nach und nach werden die zumeist nicht denkmalgeschützten Gebäude abgerissen. Gleichzeitig formieren sich Anhängergruppen, darunter ist z.B. die Facebook-Gruppe »The Brutalism Appreciation Society«, die sich für den Erhalt der städtebaulichen Zeugnisse aus den 1950er/1960er Jahren einsetzt und weltweit heute über 50.000 Mitglieder hat. Die von Inke Arns kuratierte Ausstellung zeigt 21 internationale künstlerische Positionen, die sich mit dem brutalistischen Baustil der Nachkriegsmoderne auseinandersetzen, sowie eine Auswahl von Beiträgen aus der namensgebenden Facebook-Gruppe. Bis zum 24. September 2017. Info: HMKV Büro, Hoher Wall 15, 44137 Dortmund, 0231/496642-0, Fax 0231/496642-29. www.hmkv.de