Eija-Liisa Ahtila im Lehmbruck Museum.

19.09.2019

Die 1959 geborene Künstlerin verwebt realistische und fiktive Elemente zu fesselnden Geschichten und ikonischen Bildern. In ihren neuesten Werken beschäftigt sie sich mit unserer Beziehung zur Umwelt. Ahtila plädiert dafür, eine Weltsicht zu überwinden, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Denn für sie ist die menschliche Welt nur eine von vielen parallel existierenden.
Unter dem Titel »Skulptur in Zeiten des Posthumanismus« präsentiert das Lehmbruck Museum ihre neuesten Installationen zum ersten Mal in Deutschland. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in das Gesamtwerk Ahtilas, die seit ihrer großen Einzelausstellung in der Londoner Tate Gallery und ihrer Teilnahme an der documenta 11 in Kassel im Jahr 2002 zu den international renommiertesten Künstlerinnen gehört.
In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit grundlegenden menschlichen Erfahrungen wie Liebe, Trennung, Gewalt, Pubertät, Tod, psychischen Ausnahmezuständen und unserer Beziehung zur Natur. Als Pionierin hat Ahtila multimediale Rauminstallationen entworfen, die das Geschehen auf mehreren Bildflächen präsentieren. »Angesichts der aktuellen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen arbeitet sie an einer neuen Bildsprache, um unsere dominante Position in der Welt zurechtzurücken«, so Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museum.
Vom  28. September 2019 bis 26. Januar 2020. www.lehmbruckmuseum.de

Pauline Curnier Jardin erhält den Preis der Nationalgalerie.

14.09.2019

Die 1980 in Marseille geborene und in Berlin lebende französische Künstlerin ist die Gewinnerin. Die Auszeichnung gilt als museale Ehrung für Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren, die in Deutschland leben und arbeiten. Entscheidend für die Auswahl sind nicht ausschließlich die Werke in der Ausstellung, sondern das Gesamtwerk der jeweiligen Künstler*innen. Seit 2000 wird der Preis alle zwei Jahre vom Verein der Freunde der Nationalgalerie verliehen, 2019 bereits zum zehnten Mal. Der Preis der Nationalgalerie ist seit 2013 nicht mehr mit einem Geldpreis, sondern mit einer Einzelausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie im Folgejahr verbunden. Zwei Jurys sind am Verfahren beteiligt. Im Februar 2019 traf sich die erste Jury. Aus den zahlreichen vorgeschlagenen Künstler*innen  von Museumsdirektoren und Kunstvereinen wählte die Jury vier Positionen aus. Neben Pauline Curnier Jardin standen auf der Shortlist: Simon Fujiwara, Flaka Haliti und Katja Novitskov. Der Arbeiten sind bis zum 16. Februar 2020 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen. Die zweite Jury (Annie Fletcher, Anna-Catharina Gebbers, Udo Kittelmann, Philippe Vergne, Theodora Vischer) entschied sich einstimmtig für Pauline Curnier Jardin als Preisträgerin. Sie verbindet Installationen mit Performances, Film mit Skulpturen. Jardin verhandelt historische Ereignisse und Religion und bedient sich visueller und narrativer Elemente aus Theater und Erzählkino. Die Jury beeindruckte vor allem Pauline Curnier Jardins herausfordernde und vereinnahmende filmische und installative Sprache. Ihre Werk eröffnet eine verunsichernde Erfahrung, die auf der Verwirrung unserer Zeit gründet. Die grenzüberschreitende Arbeitsweise verbindet optische und erzählende Elemente von Theater und Kino. Im Hamburger Bahnhof in Berlin hat Pauline Curnier Jardin  begehbare Installationen geschaffen, in denen sich filmische Sequenzen mit Skulpturen verbinden. In der 16 Minuten dauernden Installation »Qu’un Sang Impure« etwa greift sie Jean Genets »Un Chant d’Amour« von 1950 auf, ersetzt dabei aber die jungen Insassen eines Gefängnisses durch Frauen nach der Menopause, die ebenso exzessiv wie verstörend ihre erotische Kraft zelebrieren. Im Juli 2019 trat noch einmal die erste Jury zusammen und entschied über den*die Gewinner*in des Förderpreis für Filmkunst, der Lucia Margarita Bauer zugesprochen wurde. Nationalgalerie und Filmakademie vergeben den Preis gemeinsam seit 2011, um den Austausch zwischen der filmenden und der bildenden Kunst zu unterstützen.

 


Udo Kittelmann verlässt die Nationalgalerie.

26.08.2019

Der Herr über fünf Berliner Häuser – Alte und Neue Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof, Museum Berggruen, Sammlung Scharf-Gerstenberg  – hört nach zwölf Jahren an der Spitze zum 31. Oktober 2020 auf. »Udo Kittelmann hat die Nationalgalerie im nationalen wie internationalen Rahmen zum Global Player gemacht«, sagte Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in einem Statement.
Bis zur Neubesetzung der Stelle wird Joachim Jäger, sein bisheriger Stellvertreter, kommissarisch den Posten übernehmen.
Verfolgt man seine Stationen, fällt auf, dass er überall markante Spuren hinterlassen hat. Eine Karriere vom Optiker zum Kunstvereinsleiter in Ludwigsburg und Köln, Direktor am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main. 2001 holte er als Kommissar des Deutschen Pavillons mit Gregor Schneider den Golden Löwen. 2009  begann Kittelmann seine Tätigkeit im Hamburger Bahnhof mit der Ausstellung  »Die Kunst ist super!«. Bereits mit seiner ersten Ausstellung befragte Udo Kittelmann die Sammlung der Nationalgalerie vor dem Hintergrund vermeintlich stabiler Wertesysteme und etablierte Kunst als Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen. Udo Kittelmann schreckte nicht vor einer 72 Stunden-Duchamp-Ausstellung zurück und gab jungen Künstlern wie Anne Imhof Raum. Auch bekamen seine Ausstellungen eine stärkere kulturhistorische Einbettung. Sei es »Moderne Zeiten. Die Sammlung. 1900-1945« (2010/2011), sei es »Die Schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933-1945« (2015/2016) oder jüngst »Hello World. Revision einer Sammlung« im Hamburger Bahnhof, die thematisierte, wie die Sammlung der Nationalgalerie aussehen würde, wenn sie nicht mit eurozentristischem Blick erworben worden wäre.
Udo Kittelmann hat den Hamburger Bahnhof zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen alter und zeitgenössischer Kunst unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gemacht. Nach der sanierungsbedingten Schließung der Neuen Nationalgalerie im Frühjahr 2015 wurde mit der »Neuen Galerie« im Hamburger Bahnhof eine temporäre Heimstätte für die Kunst der Klassischen Moderne eingerichtet. Allerdings ist inzwischen auch in Berlin nicht alles Gold, was glänzt. In der Stadt an der Spree wird  wie überall nur mit Wasser gekocht. Baustellen über Baustellen. Das Humboldt-Forum im wiedererrichteten Schloss wird nicht am 14. September zum 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt eröffnet werden. Eine andere Baustelle stellt das Museum der Moderne direkt neben der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum dar. Auch ist die Zukunft der Rieck-Hallen des Hamburger Bahnhofs ungewiss. Möglicherweise für Udo Kittelmann Gründe, die Nationalgalerie auf eigenen Wunsch zu verlassen und seinen Vertrag nicht zu verlängern