Artist Ausgabe Nr. 69

Portrait

Textauszug

Julia Oschatz
Raumgreifende, unterschiedlichste Medien nutzende, von ausufernder Erzählfreude geprägte Universen sind eine verbreitete Erscheinungsform der heutigen Kunst. Kritische Stimmen sehen darin allerdings die Renaissance eines genialisch-individualistischen, männlich geprägten Künstlerbildes, das bei John Bock, Jonathan Meese oder Andreas Hofer Bestätigung findet, deren Werke mit ihrer teilweise märchenhaften Phantastik zudem eine gewisse Weigerung ausstrahlen, sich den pragmatischen Ansprüchen der Erwachsenenwelt zu fügen. Eine ähnlich umfassend an einem erzählerischen Universum arbeitende Künstlerin ist Julia Oschatz. Dass ihr Werk weniger expressiv- theatralisch daherkommt, dafür von einer verhaltenen Poesie und leisen Ironie geprägt ist, könnte dazu verleiten, hier eine »weibliche« Gegenposition zum lautstärkeren Gehabe vieler männlicher Kollegen zu konstruieren.

Ludwig Seyfarth