vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 76

Portraits

Karina Nimmerfall | Mark Leckey | Nairy Baghramian | Eske Schlüters | Manfred Pernice

Interview

René Zechlin

Page

Sandra Vasquez de la Horra

Polemik

Hajo Schiff

Künstlerbeilage

Claudia Medeiros Cardoso

Edition

Katharina Mayer

Portrait

Vertical Villa, 2008, Mixed Media Installation, ca. 200 x 600 x 180 cm, Installationsansicht Galerie Stadtpark, Krems

Textauszug

Karina Nimmerfall
Die künstlerische Arbeit der jungen österreichischen Künstlerin Karina Nimmerfall thematisiert eben die hier kurz von mir angerissenen Problemfelder: Die mediale Konstruktion von Räumen sowie deren Wahrnehmung steht im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit, genauer: von virtuell gebauten Räumen wie Straßen, Häusern und Zimmern. Vor allem mit Hilfe von (Video)Projektionen, Computersimulationen, Photos und Zeichnungen untersucht Karina Nimmerfall in modellartigen Rauminstallationen die Codes, Konventionen und Klischees, die den Konstruktionsmustern dieser Orte zu Grunde liegen. Und konstruiert dabei zeitlos wirkende Situationen, die angesiedelt zu sein scheinen an eben den realitätslosen Orten von denen Virilio schreibt.

In ihrer Installation »Vertical Villa« (2008), die sie jüngst speziell für ihre Ausstellung in der Galerie im Stadtpark in Krems konzipiert hat, stehen z. B. »die visuellen Codes und ihre gesellschaftliche Symbolik« (Karina Nimmerfall) gleich zweier Betriebssysteme im Focus der Arbeit, nämlich die von Immobilienmarketing und Filmindustrie. Dazu hat die Künstlerin eine modellartige Konstruktion aus Holz in den Ausstellungsraum gestellt, das die Architektur eines Hochhauses mit großzügiger Terrassenanlage vorstellt. In die angedeuteten Fensterfronten sind auf mehreren Etagen halbdurchsichtige Scheiben montiert, die unterschiedliche Einblicke in ein mögliches Luxusapartment zeigen. Zudem ist dieses ideelle Modell mit einer Videorückprojektionsleinwand versehen, auf der ein typischer Filmtrick, ein »miniature effect« des Ensembles zu sehen ist. Zudem zeigt Karina Nimmerfall in der dramaturgisch präzise komponierten Installation ein Video, das als so genanntes »backdrop«, als Filmset also, das Modell als letztlich zeitloses Hybrid aus altehrwürdiger »Idylle« und »Science-Fiktion-Bedrohung« vorstellt. Begrüßt schließlich wird der Besucher von einem am Eingang platzierten Plakat, dessen Ästhetik und Aussage wohl kalkuliert zwischen Filmposter, Immobilienwerbung und Science Fiction angelegt ist.

Raimar Stange