vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 76
Portraits
Karina Nimmerfall | Mark Leckey | Nairy Baghramian | Eske Schlüters | Manfred PerniceInterview
René ZechlinPage
Sandra Vasquez de la HorraPolemik
Hajo SchiffEssay
Uta M. ReindlKünstlerbeilage
Claudia Medeiros CardosoEdition
Katharina MayerPolemik
Textauszug
»Zwischen Verschwörung und Didaktik. Die Verwortung der Kunst«Visuelle Kennerschaft ist in Deutschland erstaunlich regional verankert: im Rheinland. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf wurde durch Werner Schmalenbach, den Anchorman der verschworenen Erklärungsfeinde, darauf getrimmt; Museen wie die erzbischöfliche Sammlung in Kolumba in Köln oder Institutionen wie die Insel Hombroich haben den Anspruch, unmittelbar durch den Geist der Artefakte zu wirken, ohne jegliche Erklärung über sonst getrennte museale Klassifizierungen wie Stile und Konzepte, Hochkunst und Volkskunst oder auch nur die Jahrhunderte der Entstehung. Wahrscheinlich ersetzt die selbstverständliche Sozialisation im katholischen Kontinuum das, was sonst Schrifttafeln leisten müssen. Und mit einiger jesuitischer Spitzfindigkeit, ist in einem abstrakten oder monochromen Bild selbstverständlich die Emanation des abwesenden Gottes zu erkennen und in überhaupt allen gebrochenen Formen die Suche nach dem Heil der Welt. Doch selbst wenn ein Kunstwerk auch sprachlos ansprechen kann, die höhere Stufe der Kunst-Kennerschaft geht über das einzelne Artefakt hinaus und muss von den Früchten vom Feld der Interpretation naschen. Nicht nur Konzeptkunst und Kontextkunst brauchen belesene Kenner, um alle Referenzen auszukosten.