Artist Ausgabe Nr. 77
Portraits
Andrea Pichl | Joseph Marioni | Till Krause | Sofia Hultén | Nedko Solakov | Tobias RehbergerInterview
Susanne GaensheimerPage
Herwig GillerkeEssay
Raimar StangeKünstlerbeilage
Thomas BehlingEdition
Astrid NippoldtPortrait
Installationsansicht: Tobias Rehberger, major problems in minor societies, neugerrriemschneider, Berlin 2008, Courtesy neugerriemschneider, Berlin, Foto: Gunter Lepowski
Textauszug
Tobias RehbergerDer quadratisch geschnittene Hauptausstellungsraum der Berliner Galerie neugerriemschneider ist komplett schwarz gestrichen. Für die acht neuen, teils sehr farbigen und ausladenden Skulpturen und Wandarbeiten des Frankfurter Künstlers Tobias Rehberger, Jahrgang 1966, bildet der dunkle Fond einen eleganten und an diesem Ort optimalen Hintergrund. Der Titel von Rehbergers Ausstellung »Major Problems in Minor Societies« deutet es an: Tobias Rehbergers ganz neue, allesamt 2008 entstandenen Mixed-Media-Skulpturen haben so ihre kleinen Probleme. Hier funktioniert etwas nicht perfekt, da sind kleine, aber unschöne Dellen im Metall, ein rohes Brett ragt aus einer Skulptur heraus in den Raum, ein Spiegel ist zerbrochen, und ein edler Marmorsockel weist hässliche und letztlich irreparable Säureflecken auf. Aus einer Skulptur tropft Wasser, bei einer anderen funktioniert die integrierte Beleuchtung nicht ganz einwandfrei. »Handicapped Sculptures« (Behinderte Skulpturen) nennt Rehberger dieses tragikomische Ensemble, das streckenweise so wirkt, als habe er es dem virtuosen Ironiker Martin Kippenberger und seiner »betrunkenen« Straßenlaterne gewidmet.
Rehbergers neue Skulpturen speisen sich aus ganz unterschiedlichen Quellen: Sie bedienen sich der leicht wiedererkennbaren Oberflächen der Pop Art, sie zitieren Graffiti-Kunst und das verspielte Memphis-Design der achtziger Jahre mit seinen bunten Laminatoberflächen und postmodernen Formen. Roy Lichtensteins Sprechblasen tauchen auf - doch sie bleiben leer und ohne Botschaft. James Rosenquists Raum greifende Bildreliefs wabern in Form miniaturisierter Wiedergänger durch den Raum. Und Marcel Duchamps Readymade-Ästhetik liegt sowieso über allem.
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