Artist Ausgabe Nr. 80

Portrait

Textauszug

Christian Haake
Die Bausteine seiner Kunst liest Haake im Alltag und in Medienbildern auf. Dabei steht nicht immer ein visueller Impuls am Anfang. Auch das Gefühl, das sich mit einer Couch, einem Einbauschrank oder einer Küchenzeile vorzugweise aus den 80er Jahren verbindet, könnte den Anstoß gegeben haben. Der Künstler folgt einer Vorstellung und nimmt für die Ausformung der Idee erheblichen Installationsaufwand in Kauf, auch wenn sich die Ergebnisse in der Regel in Schuhkartons verstauen lassen.
Einer dieser Räume in Kartongröße heißt »less mess« und hat Christian Haake 2007 noch während seines Studiums an der HfK Bremen bei Yuji Takeoka den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst eingebracht. Das Zimmer in Puppenstubengröße weckt die Vorstellung von der Lebenswelt eines sogenannten Messies. Wucherndes Mobiliar, vollgestopfte Regale, kein Durchkommen. Sieht man sich das Chaos genauer an, wird deutlich, dass nicht nur die Menge ausufert, sondern auch die Proportionen nicht stimmen. Details geben sich zu erkennen, die Sinnbilder zeichnen und Anekdoten erzählen. Da ist eine fast vertrocknete Pflanze, an der ein grüner Keim Weiterleben verspricht. Da finden sich an einem mit Papier ausgeschlagenen Miniaturregal Heftzwecken, die Gedanken des imaginären Zimmerbewohners an eine bewusste farbliche Anordnung vermuten lassen.

Rainer Beßling