vergriffen
Artist Ausgabe Nr. 80
Portraits
Marieta Chirulescu | Christian Haake | Jürgen von Dückerhoff | Raimund Kummer | Allora & CalzadillaInterview
Eva-Maria Häusler und Peter VetschPage
Isabell HeimerdingerEssay
Hajo SchiffKünstlerbeilage
Sebastian GräfePortrait
o.T., 2006, Ausradierung auf offset-print, 29,5 x 21,5 cm, Courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln
Textauszug
Jürgen von DückerhoffDer Einzug einer Sportmannschaft ins Stadion mutiert zum grotesken Karnevalsumzug. Eine sich räkelnde nackte Frau ähnelt einem verpuppten Insekt. Und alpine Berglandschaften erstarren zu kristallinen Fantasiewelten. Die Arbeiten des Hamburger Künstlers Jürgen von Dückerhoff, Jahrgang 1973, sind kleinformatig und meistens schwarz-weiß. Die geheimnisvolle Welt, die auf ihnen entworfen wird, erscheint dem Betrachter ebenso vertraut wie surreal verfremdet. Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als wäre hier einmal mehr jemand mit Scanner, Photoshop und High-Tech-Printer ans Werk gegangen, um dem Internet und seinem Computer ungewöhnliche Bilder zu entlocken.
Doch dieser Eindruck täuscht. Die seit 2003 entstehenden Ausradierungen Jürgen von Dückerhoffs basieren auf ganz simplen Techniken, die schon lange vor der Einführung computergestützter Bildbearbeitungsprogramme zur Verfügung standen: Jürgen von Dückerhoff benutzt einen handelsüblichen Radiergummi. Und seine Vorlagen sind weder Computerausdrucke noch Magazinseiten oder Fotografien, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern im Offset-Druck hergestellte Buchseiten, die von Dückerhoff seinem großen Fundus von meist älteren Bildbänden entnimmt. Merkwürdig genug, dass vor ihm niemand auf die Idee gekommen ist, durch vorsichtiges Abtragen und dezentes Verwischen von Farbschichten aus gedruckten Fotografien neue, oft ganz andere und befremdliche Formen und Inhalte herauszuarbeiten. So darf von Dückerhoff wohl als Pionier dieser Technik gelten.
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