vergriffen

Artist Ausgabe Nr. 80

Portraits

Marieta Chirulescu | Christian Haake | Jürgen von Dückerhoff | Raimund Kummer | Allora & Calzadilla

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Isabell Heimerdinger

Künstlerbeilage

Sebastian Gräfe

Interview

Textauszug

Eva-Maria Häusler und Peter Vetsch
J.K.: Die Krise hat auch den Kunstmarkt erreicht. Möglicherweise deutet sich ein Paradigmenwechsel an: Viel zu lange schon fungieren rote Punkte und Einschaltquoten als Garant der eigenen Vortrefflichkeit, vermischen sich normative und deskriptive Kategorien, werden Auktionsrekorde mit Qualitätsrekorden gleichgesetzt. Wird künftig wieder mehr über Kunst und weniger über Geld geredet? Bietet die Krise zugleich eine Chance eine neue Balance zwischen Kunst als Ware und wahrer Kunst zu finden?

P.V.: Wir sind keine Propheten. Bis jetzt habe ich im Feuilleton und auf den Kunstmarktseiten eher über die aktuelle Krise gelesen und weniger über allfällige Inhalte. Einige Journalisten haben geradezu auf die Krise gewartet. Der Tenor dieser Beiträge ließ sich in den letzten Jahren oft auf eine Frage reduzieren: Wann platzt die Blase? Krisen können natürlich Chancen sein, ebenso für den Kunstmarkt. Eine Krise bedeutet jedoch immer auch weniger Geld für öffentliche Institutionen wie Museen, Kunstvereine usw., weniger Geld für die Produktion von aufwendigen Arbeiten und schlussendlich auch weniger Geld für die Künstler, die dann von ihrer Kunst nicht mehr leben können.

J.K.: Die Spekulanten, die mit ihrem Geld den Markt in den letzten Jahren in die Höhe getrieben haben, seien endlich fort, betont Marc Spiegler, künstlerischer Leiter der Art Basel und sieht darin eine Chance für mehr Ernsthaftigkeit auf dem Kunstmarkt. Und der frühere Leiter der Art Basel, Lorenzo Rudolf, schlägt in die gleiche Kerbe, die Kunst müsse sich wieder auf Inhalte konzentrieren. Schließen Sie sich diesem Ruf an oder sehen Sie hier eine Form von falsch verstandenem Idealismus, der sich letztlich störend auf die Geschäfte auswirkt?

E.-M.H.: Ich denke, diese Überlegungen greifen zu kurz. Es geht nicht nur um Inhalt versus Geld. Was kann Kunst für die Gesellschaft leisten, welches Menschenbild vermittelt sie im 21. Jahrhundert? Solche Fragestellungen haben nicht unmittelbar etwas mit Geld zu tun. Die Preise sind zudem nicht nur wegen der Spekulanten gestiegen, sondern auch wegen der Globalisierung der Kunst. Weltweit haben sich in den letzten 10 Jahren immer mehr Menschen für zeitgenössische Kunst interessiert und weltweit konnten sich immer mehr Menschen Kunst leisten. Da erstaunt es nicht, dass die Preise in einem relativ kleinen Markt gestiegen sind.

Joachim Kreibohm