Artist Ausgabe Nr. 80

Essay

Textauszug

53. Biennale: »Katze an Kunstwelt«
Wenn Tiere sprechen könnten, sie hätten uns nichts zu sagen. So ist es wenig hilfreich, das Liam Gillick eine Katze reden lässt. Vom stilisierten Küchenregal im Deutschen Pavillon bramarbasiert sie gehobenes dummes Zeug. Auf Englisch, so ist sie internationaler. Das ist wichtig auf einer Biennale, bei der wie bei kaum einer anderen, Stimmen aus aller Welt ins Ohr drängen. Auch der islamische Kulturkreis interessiert sich inzwischen für dieses Kunstschaufenster, wobei die alte Mittlerrolle der Republik Venedig in der Historie gerne mitgedacht werden darf. So nehmen erstmalig die Vereinigten Arabischen Emirate teil: Mit einer erwartungsgemäß aufwendigen Präsentation wird auf den Weltausstellungscharakter der 1895 gegründeten Schau referiert und das Land und seine Kulturinvestitionen werden zukunftsfroh angepriesen. Es bedarf etwas der auf solchen Großausstellungen immer knappen Zeit, um anhand des Audioguides und der Dokumentation der durch Schauspieler nachgestellten Pressekonferenz zu bemerken, wie sehr diese Affirmation mit unerwarteter und konsequenter Ironie durchsetzt ist.

Hajo Schiff