Artist Ausgabe Nr. 87
Portraits
Heinrich Modersohn | Gerwald Rockenschaub | Alicja Kwade | Angela Bulloch | Luis GordilloInterview
Hubertus GaßnerPage
Brigitte WaldachPolemik
Dieter FroelichEssay
Raimar StangeKünstlerbeilage
Wolfgang EllenriederPortrait
Blick in die Ausstellung »Gerwald Rockenschaub. multidial« im Kunstmuseum Wolfsburg (16.04. – 04.09.2011) mit dem Werk: Ohne Titel, 2010/2011, Wand mit 385 Sujets: Farbfolien, Dispersionsfarbe, Tischlerplatten auf Aluminiumkonstruktion, 1040 x 6610 x 60 cm, Courtesy Galerie Mehdi Chouakri, Berlin, Georg Kargl Fine Arts, Wien, Galerie Susanna Kulli, Zürich, Galerie Vera Munro, Hamburg, Galerie Eva Presenhuber, Zürich, Galerie Thaddaeus Ropac, Paris, Salzburg, Foto: Sebastian Wulf
Textauszug
Gerwald RockenschaubAuch für die Manier, in der Rockenschaub damals malte, fand sich schnell ein passendes Etikett, Neo Geo. Ein Begriff, den Markus Brüderlin 1986 als Autor in einem Beitrag für die Zeitschrift »Kunstforum International« fand. Heute ist er Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg und zeigt aktuell eine große Einzelausstellung von Gerwald Rockenschaub, über die noch zu sprechen sein wird. Unter dem Neuen an Neo Geo, der Kurzform für Neue Geometrie, verstand Brüderlin, dass die geometrischen Elemente von ihr nicht wie in der konkreten Kunst der dreißiger oder wie in der amerikanischen Minimal Art der sechziger Jahre in Anlehnung an das Denken des Platonismus als ultimative Formen und Formeln begriffen werden, sondern eher als Spielmaterial eines sich in postmodernen Scharaden gefallenden Künstlers. Für den steht Rockenschaub exemplarisch. Vorbereitet wurde seine Position durch geometrisch abstrakt arbeitende Künstler wie John Armleder, Imi Knoebel, Blinky Palermo, Heimo Zobernig oder Gerhard Merz. Aber keiner von ihnen geht mit seinen Materialien und Motiven so formvollendet elegant, so locker leichthändig und gleichzeitig so ironisch gebrochen um wie Gerwald Rockenschaub. Die Ambivalenzen, die sein neo-geometrischer Stil speichert, sind wahrscheinlich durch keinen Ausstellungstitel so treffend bezeichnet worden wie durch den seiner schwerelosen Hamburger Schau im Jahre 1999, die der damalige Leiter des Kunstvereins und Kurator Stephan Schmidt-Wulffen »Funky Minimal« nannte. Der Titel hält nicht nur die Widersprüche von Rockenschaubs Werk fest, sondern in ihm spiegeln sich einmal mehr auch die seiner Persönlichkeit, welche hedonistisch und asketisch zugleich ist. Und außerdem hat dieser Titel den Vorteil auf zwei Betätigungsfelder im Schaffen des Künstlers zu verweisen, die ihm gleich wichtig sind: die Kunst und die Musik. Weil die bei ihm so gut zusammengehen, hat die »art« ihn einmal den »Grandseigneur der Crossover-Szene« genannt. Klingt gut, stimmt nur leider nicht. Rockenschaub hat dieser Charakterisierung in einem Gespräch mit Harald Fricke vehement widersprochen. Auch wenn er als DJ und Musiker aktiv ist, zu den Mitbegründern des Wiener Audioroom zählt und CDs einspielt, hält er die Sphären doch strikt getrennt. Anders als zum Beispiel Carsten Nicolai, der mit seinen Sounds ganz direkt in die von ihm künstlerisch gestalteten Räume eingreift.
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