Artist Ausgabe Nr. 61

Portrait

Textauszug

Karim Noureldin
Die jüngsten Wand-Bilder von Karim Noureldin sind zum realen Raum derart präzise in Beziehung gesetzt, dass wir für einen Moment unweigerlich die Orientierung verlieren. Der Schritt zu dieser radikalen Form von Wandmalerei begann mit dem Auftrag, ein Bild für die rückwärtige Außenwand der Kunsthalle Basel zu schaffen.
In der Folge hat er diese Art von malerischen Interventionen auf ganze Räume ausgedehnt, in denen er den illusionistischen Bildraum und den architektonischen Raum der Malerei in komplexen Verschlingungen miteinander ver- knüpft.
Die Komposition bezieht sich mehr oder weniger auf die architektonische Gegebenheit, um sich dann in einer unerwarteten Bewegung davon abzulösen und eine eigene Präsenz zu markieren.
Noureldins Zeichnungsserien bilden Konstel- lationen, die, oberflächlich gesehen, eine Form von Ordnung signalisieren, welche in der Fülle an Information aber immer gefährdet und einer vernünftigen Interpretation kaum zugänglich ist.
Der konstruktive Charakter der einzelnen Zeichnung scheint zwar festen Halt zu versprechen, der sich durch die Setzungen der unmittelbaren Umgebung und durch das Gewoge des Ganzen aber sehr schnell relativiert.

Max Wechsler