Artist Ausgabe Nr. 60
Portraits
Klaus Hartmann | Louise Lawler | Mona Hatoum | Anri SalaPage
Kyung-Hwa Choi-AhoiPolemik
Thomas WulffenAusstellungen
»After Images«Thema
Raimar StangeKünstlerbeilage
Stefan MauckEdition
Markus HuemerPortrait
Mixed Behaviour, 2003, Video auf DVD übertragen in Farebn, 8 min 17 sec. Courtesy Anri Sala, (Ausstellung Deichtorhallen Hamburg
Textauszug
Anri SalaAnri Sala’s künstlerisches Vorgehen wird wesentlich von Vorstellungen des Dazwi-schen bestimmt. Es ist das Interesse an Schwebezuständen und Zwischenbereichen (Goethe nannte es das »Übergängliche«), das sich sowohl formal als auch inhaltlich in seinen Videos und Fotografien äußert. Damit ist keine Auflösung oder Vereinheitlichung von Polaritäten gemeint, sondern der Moment des Übergangs von einem Zustand in den anderen. Der Punkt, an dem der in die Luft geworfene Ball die Richtung wechselt und wieder nach unten fällt, an dem die heran rollende Welle stoppt und zurück fließt ( »Ghostgames«, 2002), an dem der Wachende zum Schlafenden (»Uomoduomo«, 2000) oder der Tag zur Nacht und die Nacht wieder zum Tag wird.
Neben der stark malerischen Bildauffassung dominiert in den Videos vor allem der Ton. Er ist nicht Untermalung, sondern tragender, sogar dominierender Bestandteil. In »Mixed Behaviour« scheint es an einigen Stellen, als generierten die Musik, die der DJ vor der Kulisse eines sylvesterlichen Tiranas auflegt, und der Rhythmus des fallenden Regens die Formen des aufsteigenden Feuerwerks. In »Làkkat«, einer Arbeit von 2004, übernehmen die Worte, die die Kinder in Wolof, einer westafrikanischen Landessprache, stupide wiederholen, die Regie vor der bildnerischen Umsetzung der Szene. Sprache wird in einen Rhythmus mit beschwörender, streckenweise bedrohlicher Wirkung verwandelt, deren Sinn sich weder dem Sprechenden noch dem Betrachter mehr erschließt. Und »No Formula One, No Cry - Taxi« (2001) kommt gar ganz ohne Bild aus, ist reine auditive Darstellung: als Sound-Projekt für den öffentlichen Raum stattet Sala Taxen in unterschiedlichen Städten (bisher Frankfurt, Birmingham, Miami, Kitakyushu, Paris und Wien) mit Aufnahmen von Formel 1-Geräuschen und dem Gebell streunender Hunde aus. DieFahrgäste können den Fahrer auffordern, den Sound abzuspielen, und sich in ein akustisches Niemandsland zwischen den Polen von Geschwindigkeitsrausch - Großstadt - und verlassenem urbanen Raum - Lebensraum der streunenden Hunde - versetzen lassen.
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